Öko-Gewissen: Viele sagen: Nach mir die Sintflut

Zukunftsrat ermittelt kaum Fortschritte im Umweltbewusstsein. Rolle des Autos im Berufsverkehr wächst, andererseits werden mehr Ökostrom und Bio-Ware konsumiert.

Schönwetter-Aktivismus? Viele HamburgerInnen sind zu atomstromfreien Versorgern gewechselt. Bild: dpa

Die HamburgerInnen konsumieren nicht wesentlich nachhaltiger als vor zehn Jahren. Ihre Einstellung zum Umweltschutz hat sich sogar verschlechtert. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Zukunftsrates.

Der Zukunftsrat versucht auf lokaler Ebene eine nachhaltige Lebensweise zu fördern: Wir sollen so umwelt- und ressourcenschonend leben, dass auch künftige Generationen ein schönes Leben haben können. Dem Rat gehören rund 100 Organisationen und Institutionen aus vielen gesellschaftlichen Bereichen an - vom Umweltverband bis zum Unternehmen.

Der Grundgedanke, mit dem der Rat gegründet worden ist, hat in der Bevölkerung allerdings an Rückhalt verloren: 36 Prozent der Befragten fanden, dass wir uns keine Gedanken darüber machen müssen, ob sich unsere Lebensweise auf künftige Generationen auswirkt. Bei der letzten Umfrage vor zehn Jahren lag dieser Wert nur bei 13 Prozent. Jugendliche und Arme vertreten sogar zu 43 Prozent die These "Nach mir die Sintflut". Entsprechend haben die 18- bis 24-Jährigen auch weniger das Gefühl, sie müssten sich um die Herstellungsbedingungen von Produkten kümmern, als das bei den 45- bis 59-Jährigen der Fall ist.

Die Jungen stehen auch der Demokratie deutlich skeptischer gegenüber als die Alten. Dass "einen Demokratie mit Grundrechten und Bürgerbeteiligung" nicht in der Lage sei, eine zukunftsfähige und nachhaltige Politik durchzusetzen, bejahen 58 Prozent aller Befragten, 71 der Jungen und 70 Prozent der Haushalte mir mehr als 3.000 Euro Nettoeinkommen. Die Frage wurde zum ersten Mal gestellt. An den technischen Fortschritt als Problemlöser glauben indes mehr Befragte als vor zehn Jahren: 42 statt 17 Prozent.

Wenn es ums Handeln geht, zeigt die Umfrage eine Verschlechterung im Verkehrssektor: Bei den besonders häufigen mittellangen Wegen zur Arbeit wird demnach öfter das Auto benutzt als früher. Damit fahren noch immer vor allem die Wohlhabenden. Die Neigung, etwa auf den HVV umzusteigen, hat allgemein abgenommen.

Verbesserungen gibt es beim Energieverbrauch: 16 statt drei Prozent der Haushalte beziehen Ökostrom, 32 statt 20 Prozent der Haushalte haben in den vergangenen fünf Jahren ihre Wohnung wärmegedämmt. Allerdings verwenden die Menschen deutlich weniger Energiesparlampen und schaltbare Steckerleisten zur Umgehung des Energie fressenden Standby-Betriebs von Elektrogeräten.

Letztere haben noch einmal zugenommen: Inzwischen haben mehr als 90 Prozent aller Haushalte eine Waschmaschine, einen Fernseher und ein Handy, mehr als 80 Prozent verfügen über eine Mikrowelle und einen Computer. 89 Prozent aller Befragten finden denn auch, dass mehr Konsum ihre Lebensqualität nicht erhöhen würde. Das gilt auch für Haushalte mit bis zu 1.500 Euro Nettoeinkommen.

Das Essen ist nachhaltiger geworden. Es kaufen mehr Menschen regionale, biologische und fair gehandelte Produkte.

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