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Öffentliche Ämter-betr.: "Freche Präsidentin", taz vom 31.3.89

betr.: „Freche Präsidentin“, taz vom 31.3.89

Gearbeitet wird mit einem Mythos: freche Frau drängt auch hier erfolgreich in einen männerbeherrschten Sektor. Sieg! Die Wahrheit lautet aber ganz anders. Frau Goehler, gerade von der Rotation betroffen, empfand innerlich etwas, was für viele grüne PolitikerInnen längst zur Regel geworden ist: wenn sie zwei bis drei Jahre „Politik gemacht haben“, muß das beruflich für die biographische Ewigkeit abgesichert sein. Gemäß der ähnlichen Moral in den alten Herrenparteien, wer 20 Jahre Parteiarbeit macht, der kriegt anschließend einen Aufsichtsratssitz. Egal, ob er was davon versteht und ob es sich um das städtische Wasserwerk oder die Kunsthochschule handelt. Wem „Gott nämlich ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand“. Und da der kleine Posten, den Frau Goehler sich zuzuschanzen gedachte, so an die 15.000 Mark im Monat bringt, macht es auch nichts, daß sie einen Malewitsch nicht von einem Piranesi unterscheiden kann. Sie ist „gewappnet“ auf Amt und Würde per Parteibuch, per Anspruch, per politischer Bedeutung. Genau diese Form der Besetzung öffentlicher Ämter wird in der Sowjetunion gerade abgeschafft, weil unerträglich, besonders in der Sphäre der Kunst.

Rurai O'Shaughnessy, Frankfurt 1

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