Occupy-Proteste: Menschenketten gegen Banken
In Frankfurt und Berlin demonstrierten 18.000 Menschen gegen die Vormacht der Finanzmärkte. Sie forderten Steuern auf Finanztransaktionen und Vermögen.
![](https://taz.de/picture/241306/14/menschenkette1_01.jpg)
FRANKFURT / BERLIN taz | Rund 10.000 Menschen protestierten am Sonnabend in Frankfurt am Main friedlich gegen die Allmacht der Banken. Erstmals rief ein breites Bündnis von Globalisierungsgegnern, Umweltschützern und Gewerkschaften dazu auf, die rund 500 Geldinstitute in den Wolkenkratzern der City zu umzingeln.
Vor dem Haupteingang der Europäischen Zentralbank (EZB) kampieren noch immer die Aktivisten von Occupy. Bereits am Freitagabend hatten sie im Bankenviertel "gegen die Macht der Finanzmärkte" demonstriert und vor der Filiale der Deutschen Bank am Roßmarkt mit Kerzen die Zahl "99" geformt, die symbolisch für die 99 Prozent der Menschheit stehe, deren Leben von nur 1 Prozent fremdbestimmt werde.
Am Sonnabend bildeten die Demonstrationsteilnehmer für rund eine halbe Stunde eine Menschenkette um die Bankentürme. Konkrete Forderungen an die Politik richtete dann auf der Abschlusskundgebung vor der Deutschen Bank der Vorsitzende des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, Stefan Körzell.
Die Verursacher der Krise müssten jetzt umgehend mit einer Transaktionsteuer belegt und so an deren Kosten beteiligt werden, so Körzell unter dem Beifall der Zehntausend. Zudem sei die Einführung einer Vermögensteuer dringend geboten. Nur ein Prozent Steuer auf Vermögen über 500.000 Euro würde schließlich 20 Milliarden Euro in die öffentlichen Kassen spülen.
Andere Gruppen demonstrierten auf ihre spezielle Art Widerstand. Mitglieder von Attac und Robin Wood etwa seilten sich mit Protestplakaten von einem Messegebäude ab.
Nach den Worten von Occupy-Sprecher Frank Stegmeier soll jetzt breit darüber diskutiert werden, wie man künftig mit den anderen Gruppen aus dem Lager der Globalisierungsgegner und auch den Gewerkschaften weiter konstruktiv zusammenarbeiten könne.
Reichstag von 8.000 Demonstranten umzingelt
Auch in Berlin gelang die geplante Umzingelung des Reichstags und des Bundestagsgebäudes. Um 12.30 Uhr war der Protestzug unter dem Motto "Banken in die Schranken" vom Hauptbahnhof aus aufgebrochen. Die etwa 8.000 Demonstranten waren bunt gemischt: SchülerInnen liefen neben RentnerInnen, verschiedene Organisationen zeigten Flagge.
Dazu gehörten die zur Demonstration aufrufenden Campact und Attac, Parteien wie die Linke und die Grünen, Ver.di und die IG Metall, aber auch die Antifa und der Revolutionär-Sozialistische Bund. "Ich bin hier, weil die Politik sich nicht länger den Finanzmärkten unterwerfen darf", so eine ältere Demonstrantin.
VertreterInnen von Campact und Attac sorgten von Wagen herab und als Fahrradkuriere dafür, dass sich der Kreis um den Reichstag und den Sitz des Bundestags entlang der Heinrich-von-Gagern-Straße auf der einen und des Friedrich-Ebert-Platzes auf der anderen Seite um kurz nach 14 Uhr schloss. Danach zogen die Demonstranten mit Pfeifen, Trommeln und lautem Geschrei weiter zum Brandenburger Tor.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!