piwik no script img

Oberschlesier machen mobil: Keine „Preisgabe“ der Heimat

(dpa) - Die Anerkennung und Unverletzlichkeit der heutigen polnischen Westgrenze durch Bundestag und Volkskammer ist beim Bundestreffen der Landsmannschaft der Oberschlesier am Wochenende in Essen scharf kritisiert worden. Bei einer Kundgebung am Sonntag, die viele der insgesamt über 150.000 TeilnehmerInnen besuchten, tat dies vor allem der Sprecher der Landsmannschaft und Präsident des Bundes der Vertriebenen, der CDU-Bundestagsabgeordneter Herbert Czaja. Nach seiner Auffassung sind die Erklärungen der beiden Parlamente, die dem Völkerrecht der freien Selbstbestimmung zuwider liefen, „ohne rechtliche Bindewirkung“. Die Oberschlesier gäben ihre Heimat nicht für immer verloren, meinte Czaja: „Totale Preisgabe: Nein! Ausgleich: Ja!“

Lautstarker Protest begleitete das Grußwort des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundeskanzleramt, Günter Straßmeir (CDU), der die Entschließungen der beiden deutschen Parlamente mit dem Argument verteidigte, wer die endgültige Anerkennung der polnischen Westgrenze ablehne, vergebe die Chance für die Vereinigung von Bundesrepublik und DDR. „Aufhören“ und „Heuchler“ riefen ZuhörerInnen auch, als der Politiker sagte, dies sei „für niemanden eine leichte Stunde“.

Immer wieder von Beifall unterbrochen wurde dagegen die Rede Czajas. Auch von Regierungen notifizierte Absichtserklärungen von Parlamenten seien „noch nicht endgültige Verträge zum Gebietsübergang“, betonte er. Die Oberschlesier verlangten nicht Gebiete Polens und keine „Eroberung“. Es gehe „um ein Viertel von jenem Deutschland, das der Versailler Vertrag uns belassen hat, (...) um alte deutsche Provinzen, Regionen und Stämme, in denen über acht Jahrhunderte Deutsche unerhört Wertvolles geleistet haben“. Nach dem „völker- und menschenrechtlichen Delikt der Massenvertreibung“ seien ein „Ausgleich“ und vorweg „wirksame Volksgruppenrechte unabdingbar“. Sonst drohe der „Unruheherd des Revisionismus“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen