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Oberbürgermeisterwahl in LeipzigJung bleibt im Amt

Mit hauchdünnem Abstand kann SPD-Kandidat Burkhard Jung sein Amt im zweiten Wahlgang verteidigen. Der „rote Leuchtturm“ Leipzig ist nicht gekippt.

Knapp, aber er bleibt Oberbürgermeister von Leipzig: Burkhard Jung von der SPD Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Leipzig taz | Am Ende sind es am Sonntagabend nur rund 3.500 Stimmen, die das nächste sozialdemokratische Debakel verhindern. Neunzig Minuten nach Schließung der Wahllokale fehlen für das Ergebnis des zweiten Wahlgangs zur Leipziger Oberbürgermeisterwahl noch zwei Bezirke. Doch die Sozialdemokrat*innen im Rathaus empfangen Burkhard Jung trotzdem schon als Wahlgewinner, unter lautem Jubel und rhythmischem Klatschen überreicht die SPD-Fraktion ihm einen riesigen Blumenstrauß.

Erst später kommt das vorläufige Endergebnis: eineinhalb Prozentpunkte Vorsprung vor seinem konservativen Herausforderer sichern Jung die dritte Amtszeit. Nicht nur die SPD, auch Grüne und Linke sind sichtlich erleichtert. Leipzig, der rote Leuchtturm im Freistaat Sachsen, ist nicht gekippt.

Es war ein denkbar knappes Rennen, die Stimmung im großen Rathaussaal war angespannt, als die Balken von Jung und seinem konservativen Herausforderer Sebastian Gemkow (CDU) bei der Auszählung abwechselnd vorn liegen. Doch je mehr Bezirke der Stadtmitte ausgezählt waren, desto betretener wurden die Gesichter bei der CDU-Fraktion. Und desto lauter wurde der Jubel der linken Parteien im Stadtrat. Am Ende blieben die Balken stehen: 49,1 Prozent für SPD-Amtsinhaber Jung, 47,6 Prozent für CDU-Kandidat Gemkow. Jung darf im Amt bleiben.

Ein klarer Sieg für ein seit 14 Jahren regierendes Stadtoberhaupt sieht jedoch anders aus. Für die Leipziger SPD, die seit 30 Jahren den Oberbürgermeister stellt, ist die Katastrophe gerade noch mal abgewendet. Doch durch die Stadt geht ein Riss. Das konservative Lager hat in einem polarisierenden Wahlkampf stark aufgeholt.

Im Fraktionszimmer der SPD ist es brechend voll, als der Sieger des Wahlabends seine Rede hält. „Wir haben in der Tat eine gespaltene Stadt“, dämpft Jung den Jubel. Er habe die Lehre verstanden, so der 61-Jährige: „Wir müssen stärker auf die Randbezirke Leipzigs zugehen“, besonders in den Bereichen Mobilität und Wohnungsbau. „Ich möchte Oberbürgermeister aller Leipzigerinnen und Leipziger sein.“

Innen rot, außen schwarz

Auf der Leipzig-Karte mit den Ergebnissen tritt die Spaltung der Stadt klar zutage: ein dicker, schwarzer Ring belagert ein rotes Stadtzentrum. Die Außenbezirke hat ausnahmslos CDU-Kandidat Gemkow für sich gewonnen. Der gratuliert am Abend seinem Widersacher, obwohl seine Enttäuschung groß ist. „Aber ich gratuliere Burkhard Jung und wünsche ihm ein gutes Händchen, die Stadt wieder zu einen.“ Gemkow bleibt damit sächsischer Wissenschaftsminister.

Dass sich Jung doch noch gegen Gemkow durchsetzen konnte, verdankt er der Unterstützung von Linken, Grünen und Der Partei im Rathaus. Nach dem Schock des ersten Wahlgangs Anfang Februar, als Gemkow mit 1,8 Prozentpunkten Vorsprung Jung überraschend geschlagen hatte, verzichteten die Kandidat*innen der drei Parteien darauf, im zweiten Wahlgang erneut anzutreten. Zähneknirschend versammelten sie sich hinter Jung, der von linker Seite gern kritisiert wird.

Auch deshalb war in den vergangenen Wochen unklar, ob Jung den eigentlich komfortablen Vorsprung des progressiven Lagers würde hinter sich versammeln können: Die Kandidat*innen von SPD, Grüne und Linke hatten im ersten Wahlgang immerhin 15 Prozentpunkte mehr auf sich vereint als die Kandidaten von CDU und AfD. Geblieben sind von diesem Vorsprung am Sonntag nur hauchdünne 1,5 Prozentpunkte. „Das war ein Anti-Gemkow-Allianz“, sagte am Sonntagabend auch Leipzigs SPD-Vizechefin Irena Rudolph Kokot. Eine Herzenswahl war Burkhard Jung für das linke Leipzig nicht.

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