■ Soundcheck: Oasis
Gehört: Oasis. Welche Band ist das? Manchester, zwei Brüder, Tanzmusik mit rockigen Gitarren. Happy Mondays? – falsch! Nächster Versuch. Sänger singt fast in der Hocke, Augen und Mund sperrangelweit aufgerissen. Stone Roses? – auch nicht richtig! Aber fast, denn Oasis sind definitiv und gar nicht vielleicht das neueste Post-Rave-meet-The-Beatles-and-Marc-Bolan-Ding aus England. Auf der Insel wird das Quintett von der dortigen Musikpresse abgefeiert. Dazu muß man folgendes wissen. Seit dem Beatles-Split leidet das britische Musikbusiness an zwei Dingen: Minderwertigkeitskomplexen und herausragenden Talenten. Kein Wunder also, daß Oasis als Erlöser gepriesen werden. Und auch keines, daß jeder weiß (selbst die Band), daß sie es nicht sind. Sänger Noel Gallagher konnte sich deshalb am Donnerstag abend im überfüllten Logo problemlos das Tambourin wie einen Heiligenschein über den Kopf halten. Die Devise: Sei Heiland, solange du noch Hype heißt. Das kollektive „Carpe diem“ sah meist so aus: Das Jungvolk stagedivete deckenberührend und die etwas Älteren nutzten die Gelegenheit zum Doofnicken. Nach gut 50 Minuten waren die Birnen dann ab.
Clemens Gerlach
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