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Archiv-Artikel

OFF-KINO Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Für den talentfreien Regisseur Edward Wood Jr. und seine irrwitzigen Z-Pictures, die er einst in Hollywood mit Minibudgets zusammengeschustert hatte, interessierte sich eigentlich längst niemand mehr, als in den 1970er Jahren jemand auf die Idee kam, Woods SF-Produktion „Plan 9 from Outer Space“ zum schlechtesten Film aller Zeiten zu ernennen. Seither genießt Wood Weltruhm. Mit „Ed Wood“ (1994) schuf Tim Burton eine anrührend tragikomische Hommage an den von Johnny Depp verkörperten Filmnarren, adelt ihn und seinen Freund, den drogensüchtigen Ex-Dracula-Darsteller Bela Lugosi (Martin Landau), darin zu enthusiastischen Autorenfilmern, die allen Rückschlägen zum Trotz immer wieder die Arbeit an ihren unmöglichen Mini-Epen um Zombies aus dem All und Gummi-Riesenkraken aufnehmen. Bei einem – fiktiven – Treffen Woods mit seinem Idol Orson Welles legt Burton Letzterem die eigentliche Botschaft des Films in den Mund: Wichtig sei nur, dass man keine künstlerischen Kompromisse eingehe und sich durch nichts von seinen Träumen abbringen lasse. (OF, 31. 1., Arsenal)

Der echte Orson Welles hatte es ja bekanntlich auch nicht leicht, am Ende seiner Karriere musste auch er Filmmaterial mit Budgets zusammenflicken, die denen von Ed Wood wohl nicht ganz unähnlich waren. Von seinen Träumen abbringen ließ er sich deshalb aber auch nicht. Welles’ Pechsträhne hatte bereits mit seinem zweiten Film „The Magnificent Ambersons“ (1941) begonnen: Nachdem er zuvor für „Citizen Kane“ vom Studio noch Carte blanche erhalten hatte, nahm man ihm den Schnitt des um die Jahrhundertwende spielenden Familiendramas, das die Erfolgsgeschichte des Erfinders Eugene Morgan (Joseph Cotten) mit dem stetigen gesellschaftlichen Abstieg der stockkonservativen Familie Amberson kontrastiert, nach katastrophal verlaufenen Previews aus den Händen. Die „Ambersons“ wurden vom Studio stark gekürzt, umgeschnitten und mit kuriosem Happy End versehen. Doch natürlich gibt es immer noch genügend Welles zu sehen, der Regisseur Jean-Pierre Melville schwärmte einmal gar von einer – im Film nicht vorhandenen – Kamerafahrt in einem Garten mit blühenden Bäumen und kam zu der Erkenntnis, dies sei gewissermaßen der Gipfel der Filmkunst: wenn man sich später an Dinge erinnere, die objektiv betrachtet nicht existieren. (OmU, 27. 1., Lichtblick)

Heute kennt man die Geschichte vom potenziellen Selbstmörder, der die Ausführung der Tötung lieber einem professionellen Verbrecher überlassen will, dann aber – Liebe sei Dank – den Kontrakt lieber wieder rückgängig machen möchte, eher aus Aki Kaurismäkis „I Hired a Contract Killer“. Doch auch Robert Siodmak hatte die Story 1930 unter dem Titel „Der Mann, der seinen Mörder sucht“ schon einmal verfilmt: eine temporeiche Groteske mit staubtrockenem Humor, die auf fantasievolle Weise die vielen fehlschlagenden Versuche in Szene setzt, den von Heinz Rühmann gespielten Helden ins Jenseits zu befördern. (30. 1., Babylon Mitte) LARS PENNING