piwik no script img

Nur zwei kommen durch

■ Beginn der Basketball-Relegation. Coach Dieter „Nudel“Niedlich soll den BC Johanneum nach zwei gescheiterten Versuchen in die 1. Bundesliga führen

Sein Credo als Basketball-Trainer hat Dieter Nudel Niedlich (58) von einem Großen in der Branche übernommen. „Ohne Disziplin läuft nichts, ein Team muß geführt werden“, hatte ihm Bobby Knight, einer der erfolgreichsten College-Trainer in den USA, mit auf den Weg gegeben.

Weil die Zweitligamannschaft des BC Johanneum vor einem Monat führungslos war, übernahm Co-Trainer Dieter Niedlich das Traineramt – und damit die Bürde, den alljährlichen Aufstiegsaspiranten in die erste Liga zu coachen. Schon zweimal sind die Tigers gescheitert, zuletzt recht kläglich im vergangenen Jahr.

Nun soll es Niedlich richten und aus der „Lachnummer“(Bild) wieder „Helden“machen, wie sich sein Vorgänger Heiner Zarnack immer auszudrücken pflegte. Der Holzbotten-Fan war an den Launen seiner Stars verzweifelt und zurückgetreten, andere begehrte Trainer vertraglich gebunden. „Ich wollte dem Club helfen und werde nach Saisonende wieder ins zweite Glied zurücktreten“, betont Niedlich, daß er es nie auf den Headcoach-Posten abgesehen hatte.

Der Sport-Hochschullehrer möchte am liebsten wieder Co-Trainer werden, alles andere sei zu zeitintensiv. „Wenn im Moment keine Semesterferien wären, hätte ich den Job nicht machen können“, sagt Niedlich, der es als Aktiver auf 57 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft gebracht hat.

Die Spieler des Vorrunden-Dritten jedenfalls sind glücklich mit dem neuen, alten Übungsleiter. Kapitän Karsten Heinichen hält Niedlich für „den gewissenhaftesten Trainer, den ich kenne, und absolut akzeptiert im Team“. Warum ihn alle Nudel nennen, kann sich Niedlich nicht erklären: „Das geht seit Ewigkeiten so, ich hoffe, daß ich nicht wie eine aussehe.“

Mehr Sorgen als sein Spitzname machen ihm aber die Gegner in der Aufstiegsrunde: „Wir haben mit Gießen und Hagen zwei starke Bundesligisten erwischt.“Dazu kommen die Zweitligateams aus Heidelberg, Quakenbrück und Langen. Nur zwei der sechs Teams erreichen die erste Liga.

Mit „40 zu 60 Prozent“beziffert Niedlich die Chancen vor dem Start am Sonntag in Heidelberg, hofft aber auf eine Schwächung der Bundesligisten: „Die dürfen sonst zwei ausländische Spieler einsetzen, in der Aufstiegsrunde aber nur einen.“

Sollte es doch wieder einmal nicht klappen, wird für Nudel Niedlich die Welt nicht untergehen. Und auf keinen Fall will er seinem alten Lehrmeister nacheifern: „Bobby Knight hat mal nach einer Niederlage mit einem Stuhl nach den Schiedsrichtern geworfen. Seitdem sind alle Sitze in der Basketballarena von Indiana angekettet.“

Matthias Wohlrab

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen