Kommentar: Nur für die Kleinen
■ Längere Öffnungszeiten sind eine Chance
Steter Tropfen höhlt den Stein, scheinen die BefürworterInnen einer Liberalisierung der Landesöffnungszeiten zu denken. Pünktlich zum Jahresende kommen sie wieder mit einem Gutachten. Wer fand die Zeit, an denen er abends am Urlaubsort durch die kleinen Gassen schlendern und „shopping“ gehen konnte, nicht entspannend und einfach schön? Zum Ferienende verspricht das Thema „Ladenschlußzeiten“ also viele positive Gefühle zu wecken. Das Gutachten wirkt wie bestellt. Die Gewerkschaften reden dagegen von etwas ganz anderem: Vom Umsatz, von dem normalen Haushalts-Einkauf-Verhalten der KonsumentInnen. Mehr Kartoffeln werden natürlich nicht gekauft, wenn die Geschäfte abends offen haben.
Da es mehr KonsumentInnen als VerkäuferInnen gibt, ist absehbar, wie der Streit ausgeht. Nur wäre, wenn am Ende die Kaufhäuser ihre Verkäuferinnen zum Nachtdienst zwingen würden und die kleinen Läden schlössen, das Gegenteil dessen erreicht, um das es geht. Wer „flaniert“ schon durch die Karstadt-Katakomben? Es geht im Kern wirklich um etwas anderes: Im Notfalle soll es abends mal eine Milch und ein Pfund Tomaten geben und ansonsten möchten einige an offenen Geschäften vorbeiflanieren. Nur für kleine Geschäfte sollten die Ladenöffnungszeiten deshalb frei sein. Die „Nebenzentren“ würden attraktiver, der Mittelstand gestärkt und nur das erfüllte die Konsumenten-Bedürfnisse. Klaus Wolschner
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