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Nur Schätzungen über Golfkriegsgefangene

Genf (taz) - Über die genaue Zahl der Kriegsgefangenen aus dem achtjährigen Golfkrieg zwischen Irak und Iran, mit deren Austausch die Regierung in Bagdad noch heute beginnen will, gibt es nur Schätzungen. Das erklärte ein Sprecher des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) auf Anfrage in Genf. Das IKRK ist dafür zuständig, die in den Genfer Konventionen vereinbarten Lebensbedingungen von Soldaten während ihrer Gefangenschaft sowie ihre Rückkehr in die Heimat zu überwachen. Die Gesamtzahl der Kriegsgefangenen des Golfkrieges wird vom IKRK auf über 100.000 geschätzt. Davon sollen sich rund 70.000 im Iran befinden. Bislang erhielten IKRK-Mitarbeiter jedoch lediglich Zutritt zu einigen Lagern im Irak, wo sie rund 19.000 iranische Gefangene registrieren konnten, darunter viele Kinder und Jugendliche. Von den 19.000 wurden inzwischen einige verlegt. Derzeit betreut das IKRK rund 17.000 Kriegsgefangene regelmäßig.

Seit dem Waffenstillstand im Golfkrieg am 25. August 1988 hielten beide Seiten die gegnerischen Kriegsgefangenen als Geiseln im Verhandlungspoker um Wiedereröffnung der Wasserstraße Shatt el Arab, die Schiffahrtsrechte im Golf sowie den künftigen Grenzverlauf zwischen beiden Staaten. Die Vermittlungsbemühungen von UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar bewirkten bislang die Freilassung von lediglich 2.300 schwer verwundeten und kranken Kriegsgefangenen. Bevor der jetzt von Bagdad angebotene Austausch beginnen kann, will das IKRK erst sämtliche Gefangenen registrieren, sie befragen, ob sie in ihre Heimat zurück möchten, und dann ihren Rücktransport bis zur irakisch-iranischen Grenze begleiten.

Andreas Zumach

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