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KommentarNur „Mängelchen“

■ Ordentliche Geschäfte in Bremerhaven

Die Welt rund um Bremerhavens Stadthalle schien wieder in Ordnung: Die Aufsichtsratsmitglieder von FDP und der Grünen sind abberufen, die SPD-Mehrheit konnte den Vertrag von Stadthallen-Geschäftsführer Krams verlängern. Der Stadtkämmerer Brandt teilt als Ergebnis der Wirtschaftsprüfung jüngst mit, daß „Anhaltspunkte für ... schwere Verstöße gegen eine ordnungsmäße Geschäftsführung im Sinne der im Juli 1994 öffentlich erhobenen Vorwürfe nicht gegeben sind“. Aktendeckel zu, alles andere ist vertraulich.

Die Wahrheit zwischen den Aktendeckeln: Die Vorwürfe aus dem Juli stimmen. Die Wirtschaftsprüfer haben die Liste sogar verlängert, zum Beispiel damit: Geschäftsführer Krams ließ die Möglichkeiten einer Privatisierung des kommunalen Betriebes prüfen. Den Auftrag für eine Expertise darüber gab er nur mündlich. Der Prokurist der Stadthalle glaubt, dafür werde wohl noch eine Rechnung kommen, Höhe unbekannt. Geschäftsführer Krams erklärt, der Preis sei in anderen Rechnungen stillschweigend unausgesprochen inbegriffen. Die Wirtschaftsprüfer formulieren süffisant, nach Lage der Dinge könnten nur die Auftragnehmer sagen, ob sie eine Rechnung schreiben (wollen) oder nicht. Und der Kämerer der Stadt Bremerhaven erklärt, solche „Mängelchen“ fänden sich in allen kommunalen Betrieben. So weit wären die bösartigsten Kritiker des Bremerhaven-Filzes nicht gegangen. Klaus Wolschner

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