Kommentar: Nur Amtsautorität
■ Katholische Gemeinde sucht Herberge
Daß es in der katholischen Kirche auch in Bremen still rumort, kann man am Zulauf für die Besuche von eugen Drevermann sehen. Die von ein paar Dutzend katholischen Laien grgründete „Stadtgemeinde“ zieht offensichtlich quer durch die Stadt mehr Katholiken an als manch' bestallte Gemeinde. Wohl aus Sorge vor dieser Anziehungskraft hat diese „Stadtgemeinde“ bis heute keinen sakralen Raum gefunden für ihre Gottesdienste. Die Krankenhauskapelle von St. Joseph öffnete sich ihnen schließlich, aber die wird umgebaut und der Notraum der Nonnen für die Umbauzeit der Kapelle ist zu klein für die Stadtgemeinde.
Der Konflikt soll intern bleiben, die Stadtgemeinde sucht noch den Kompromiß mit dem Probst. Aber wenn die katholische Kirche sich verweigert, dann überlegen einige schon, ihre Kirchensteuer doch lieber direkt „ihrer“ von der Amtskirche sonst völlig kurzgehaltenen „Gemeinde“ zu überweisen. Und auch Pfarrer Kessler wird sich nicht ohne Ende als Alibi vom Bischof zur geistlichen Leitung der Stadtgemeinde einsetzen lassen, wenn die Kirche ihr sonst jegliche Rechte verweigert.
Wenn es um einen spannenden theologischen Streit ginge! So geht es „nur“ um die Amtsautorität und ihre für so viele leer gewordene Hülle. Aber so haben alle Revolutionen begonnen.
Klaus Wolschner
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