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Nur 1.000 Mark von einem „Dr. Zwick“

■ Streit um mögliche finanzielle Verbindungen zwischen CSU und Steuerflüchtling Zwick verschärft sich / Strauß-Kinder: Doch Familienkonten in der Schweiz

München (AP/dpa) – „Wir haben nie Geld gekriegt von Zwick, weder von ihm noch von einer seiner Firmen.“ So lavierte sich CSU- Schatzmeister Kurt Faltlhauser gestern aus der Affaire um den Bäderkönig und seine möglichen Zuwendungen für die CSU. Bis 1985 sei nur einmal eine Spende von 1.000 Mark eines „Dr. Zwick“ eingegangen, „von dem wir gar nicht wissen, wer das ist“.

Dabei hatte Eduard Zwick selbst noch am Vorabend in einer Erklärung bekräftigt, daß er allein 200.000 Mark an das CSU-Organ Bayernkurier gespendet habe „für angebliche Inserate, die keine waren“. Außerdem habe er „zusätzliche 300.000 Mark draufgezahlt“. Selbst Briefmarken waren mit von der Partie: Ein CSU-Abgeordneter soll 30.000 Mark als Wahlspende in Form von Briefmarken gewünscht haben, so Zwick, um diese steuerlich absetzen zu können. Zwick: „Vergessen sind offensichtlich die Bettelbriefe hochrangiger CSU-Politiker, die gleichzeitig eine ,Anleitung zur Steuerhinterziehung‘ mitlieferten. Beispiele ähnlicher Art ließen sich beliebig weiter anführen, wenn ich mein Archiv öffnen würde.“

Im Parteiorgan Bayernkurier schrieb CSU-Chef Theo Waigel dagegen: „Die Behauptung, man könne die CSU ,schmieren‘, ist eine Gemeinheit. Aus allen verfügbaren Unterlagen der CSU-Landesleitung ergibt sich: ,Unverfängliche Konten‘ für eine Einzahlung von Parteispenden sind nicht bekannt.“ Die CSU habe als Partei nichts zu verheimlichen, werde sich aber entschlossen wehren, wenn gegen sie „mit Verdächtigungen und Mutmaßungen ein Vernichtungsfeldzug geführt werden soll“.

In einer zweiten Erklärung betonte Zwick, daß er in seinem Gespräch mit dem Spiegel den früheren CSU-Chef und Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß keineswegs „demontiert“ habe. Die teils massiven Vorwürfe an die CSU beruhten vielmehr auf monatelangen Recherchen des Nachrichtenmagazins. Offenbar seien die Spiegel- Redakteure „gerade im unmittelbaren Umfeld der heutigen CSU- Parteispitze“ fündig geworden. Die von Bayerns Finanzminister Georg von Waldenfels (CSU) ins Gespräch gebrachte Prüfung eines neuen Haftbefehls gegen Zwick bezeichnete der Bäderkönig „als untauglichen Versuch, mich zum Schweigen zu bringen“.

Die drei FJS-Kinder kritisierten gestern die Enthüllungen um Zwick als „Privatkrieg“ des Spiegel gegen ihren Vater. Der frühere CSU-Chef habe seine Pflichten als bayerischer Ministerpräsident von seiner Freundschaft zu Zwick immer genau zu trennen gewußt. Ebenfalls im Bayernkurier räumten sie die Existenz von Konten in der Schweiz ein. Die Behauptungen des Spiegel, ihr Vater habe bis zu dreistellige Millionensummen ins Ausland transferiert, seien nicht richtig. Bei den Geldeinlagen in der Schweiz habe es sich um einen Teil des Erbes ihrer Mutter gehandelt.

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