Notizbuch Nachrichten aus dem Betrieb: Likes für Gütersloh
So richtig positiv klingt „Virenschleuder“ ja nun nicht. In diesem Zusammenhang ist die Bezeichnung aber durchaus positiv gemeint. Jedenfalls gibt es seit 2011 den Virenschleuder-Preis, ausgelobt für „ansteckendes Marketing der Medien- und Kreativwirtschaft“. Aus der Liste der Nominierten kann man nun unter www.virenschleuderpreis.de seinen Favoriten liken. Wer das ist, ist aus literarischer Sicht glasklar: Jörg Sundermeier, der Verleger des Berliner Verbrecher Verlags, der mit seiner Literaturbegeisterung und seinem profunden, güterslohgeschulten Witz durchaus hochansteckend sein kann. Was der Verlag, trotz beschränkter Mittel, marketingtechnisch drauf hat, zeigte sich kürzlich, als er 20. Geburtstag feierte. Die Jubiläumsplakate hatten Stil. Jeweils vier Autorennamen, und darunter stand ein Stichwort. „Rau, Dath, Elner, Schernikau, 20 Jahre Wirklichkeit“, stand da etwa. Oder „Schmidt, Stelling, Kränzler, Krampitz, 20 Jahre Gegenwart“. Klassisch, stylish, gut. Also, Likes für Sundermeier! Verliehen wird der Preis am 16. Oktober während der Frankfurter Buchmesse. Auch das kann ja nur für den Verleger sprechen.
Wo wir damit bei der Frankfurter Buchmesse sind: Sie wird dieses Jahr Flüchtlingen freien Eintritt gewähren. Für die Besuchertage am 17. und 18. Oktober sind kostenlose Tickets reserviert. Gemeinsam mit der unabhängigen Menschenrechtsorganisation „Pro Asyl“ und anderen Flüchtlingsinitativen ermöglichen die Veranstalter jungen Flüchtlingen den Besuch in den Messehallen. Ehrenamtliche Begleiter und zwei Willkommenszonen stehen für die Betreuung der Jugendlichen bereit. Außerdem gibt es bereits Anmeldungen von Gruppen aus Eritrea und Syrien. Sie werden mit muttersprachlichen „Paten“ über die Messe geführt. Die Messe arbeitet dabei mit Flüchtlingshilfsorganisationen zusammen, die die Gruppen zusammenstellen.
Auch sonst ist die diesjährige Messe „die politischste Messe seit Langem“, sagt die Buchmesse jedenfalls selbst. Ihr Direktor Jürgen Boos verweist etwa auf das Zentrum „Weltempfang“, bei dem, in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt, Diskussionen, Gespräche, Lesungen und Preisverleihungen rund um das Thema „Grenzverläufe“ im Mittelpunkt stehen.
Die Buchmesse beginnt am 13. Oktober und erwartet in diesem Jahr rund 7.100 Aussteller aus rund 105 Ländern. Gastland ist das der Bevölkerung nach drittgrößte Land der Erde, Indonesien.
Und hier noch die Bücher für das erste neue „Literarische Quartett“. Besprochen werden in der Erstsendung am 2. Oktober um 23 Uhr „Fieber am Morgen“ von Péter Gárdos, „Träumen“ von Karl Ove Knausgård, „Der dunkle Fluss“ von Chigozie Obioma sowie „Macht und Widerstand“ von Ilija Trojanow. Neben Volker Weidermann, Maxim Biller und Christine Westermann wird als erster Gast die Autorin Juli Zeh dabei sein.
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