Nothilfe für Syrien: Nicht nur aus Nächstenliebe

Mit gut 1,7 Milliarden Euro ist Deutschland bei der Hilfe für Syrien dabei. Langfristige Lösungen sind für die Menschen allerdings nicht in Sicht.

Eine Frau läuft vor einem zerstörten Gebäude und einem Auto entlang

Zerstörte Gebäude in Duma, einem östlichen Bezirk von Damaskus Foto: Omar Sanadiki/reuters

Die Not ist kaum vorstellbar. Millionen Menschen sitzen in den Trümmern ihrer früheren Existenz ohne Möglichkeit, sich selbst zu versorgen, ohne medizinische Hilfe, von Schule oder Ausbildung ganz zu schweigen. Vielen fehlt sogar Brot und Wasser. Mit Unterstützung der EU sammeln die Vereinten Nationen nun zum fünften Mal Geld für Nothilfe in Syrien und den umliegenden Ländern, wo viele syrische Flüchtlinge leben.

Die UN spricht von 10 Milliarden Dollar, die notwendig wären, doch schon bei der letzten Runde kam nur die Hälfte dessen zusammen, was notwendig gewesen wäre. Dass es so schwierig ist, Geld für Syrien aufzutreiben, liegt nicht nur daran, dass nach zehn Jahren Bürgerkrieg die Aufmerksamkeit der Welt längst anderen Tragödien gilt, sondern auch an der heiklen politischen Situation, die mit der Hilfe verbunden ist.

In dem größten Teil des Landes, den Baschar al-Assad mittlerweile wieder kontrolliert, wird die Nothilfe über das Regime abgewickelt. Da der Westen Assad keine Hilfe beim Wiederaufbau zugesteht, sollen nur Lebensmittel und Medikamente verteilt werden. Die akute Not wird damit zwar gelindert, aber eine Hilfe zum Aufbau neuer Existenzgrundlagen wird nicht geleistet. Die westlichen Gebernationen binden eine politische Lösung an den Wiederaufbau.

Assad verweigert sich dem Druck. Lieber lässt er seine Bevölkerung im Elend verharren. Auch in den Gebieten, die noch von sogenannten Rebellen kontrolliert werden, ist es schwierig. Die Macht liegt entweder in den Händen von extremen Islamisten oder der Türkei, die einige Gebiete in Nordsyrien besetzt hält. Will man diese Zustände unterstützen?

Es ist ein schwerwiegendes Dilemma. Dennoch bleibt insbesondere der EU derzeit keine Alternative zu den Zahlungen für humanitäre Hilfen. Nicht aus Mitmenschlichkeit, oder jedenfalls nur zum Teil, sondern vor allem aus der Angst, dass sich sonst wieder vermehrt Verzweifelte auf den Weg nach Westen machen. Um das zu verhindern, lässt Deutschland gut 1,7 Milliarden Euro springen.

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