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Notenbank senkt WachstumsprognoseFinanzkrise erreicht US-Wirtschaft

Die amerikanische Notenbank senkt ihre Wachstumsprognose, die Aktienkurse purzeln. In Manhattan herrscht Sorge um das Weihnachtsgeschäft.

Nervöse Händler an New Yorker Börse: Dow-Jones-Index seit Monatsbeginn um 8 Prozent gesunken Bild: dpa

Die Finanzkrise scheint sich nicht länger auf den Finanzsektor zu beschränken. In den USA hat die Notenbank Fed zum Entsetzen der Märkte gerade die Wachstumsprognose für das kommende Jahr auf 1,8 bis 2,5 Prozent gesenkt. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Rest der Welt: Die USA fallen damit als Absatzmarkt für Produkte aus anderen Ländern, insbesondere den asiatischen, zunehmend aus. Und das sorgt dafür, dass sich Investoren lieber von den Börsen zurückziehen. Der Deutsche Aktienindex DAX ist allein seit Monatsbeginn um 6 Prozent gesunken, der New Yorker Dow-Jones-Index um 8 Prozent und der japanische Nikkei gar um rund 10 Prozent.

Deutschland wächst von innen

Die deutsche Wirtschaft zeigt sich unbeeindruckt von der US-Finanzkrise. Im dritten Quartal 2007 beschleunigte sich das Wachstum weiter: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,7 Prozent höher als im zweiten Quartal, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Anders als früher beruht das Wachstum nicht auf dem Export, sondern auf einem starken Inlandsmarkt. Verbraucher gaben von Juli bis Ende September 0,5 Prozent mehr für ihren Konsum aus als im Vorquartal - vor allem für Freizeit, Kultur und Bekleidung. Für das Gesamtjahr rechnen die meisten Ökonomen unverändert mit einem BIP-Zuwachs von rund 2,5 Prozent.

Dazu passend warnt die Industrieländer-Organisation OECD in ihrem aktuellen Finanzmarktreport, dass die bisherigen Turbulenzen womöglich nur der "Vorbote eines längeren Rückgangs" seien. Die Verluste aus den minderwertigen US-Hypotheken, die Auslöser der Krise waren, könnten sich auf bis zu 300 Milliarden US-Dollar ausweiten. Das entspräche der Wirtschaftsleistung eines Landes wie Belgien in einem ganzen Jahr. Wie zur Illustration teilte der zweitgrößte US-Hypothekenfinanzierer Freddie Mac mit, dass er im dritten Quartal 2 Milliarden Dollar verlor und ganz dringend neues Kapital benötigt. Die Freddie-Mac-Aktie stürzte zeitweilig um 30 Prozent ab und riss die Aktien anderer Finanzinstitute mit nach unten.

Immer noch gibt es keinen Überblick darüber, wohin die faulen US-Hypotheken weiterverkauft wurden und wo nun die Risiken liegen. Diese Unklarheit hält die Krise am Köcheln. So hatte die Schweizer Rückversicherungs-Gesellschaft vor wenigen Wochen noch verkündet, die Finanzkrise sei an ihr vorübergegangen. Aber solche Beteuerungen gelten derzeit wenig. Zu Wochenbeginn stellte sich heraus, dass sich die Versicherung mit riskanten Wertpapieren verspekuliert hatte, mit denen Banken sich gegen Kreditausfallrisiken absichern. Jetzt muss sie Wertverluste in Höhe von 730 Millionen Euro abschreiben.

Das sind allerdings nur Peanuts - wie der Exchef der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, einst die durch die Pleite des Baulöwen Jürgen Schneider entstandenen Millionenverluste nannte. Peanuts jedenfalls im Vergleich zu den Abschreibungen, die auf die Citigroup noch zukommen dürften. Dabei hatte die größte Bank der USA schon 3,8 Milliarden Dollar Verluste aus Wertpapieren, die mit wertlosen US-Hypotheken gedeckt waren, weggesteckt und ihren Chef gefeuert. Jetzt werden weitere Wertberichtigungen von 15 Milliarden US-Dollar erwartet. Deshalb rät die Investmentbank Goldman Sachs nun, die Citigroup-Aktie zu verkaufen. Zuvor hatten schon zwei weitere US-Schwergewichte, Merrill und Morgan Stanley, Milliardenabschreibungen gemeldet. Die Anleger halten sich an den Rat und verkaufen Bankenaktien, dass die Kurse nur so purzeln.

Die sinkenden Aktienkurse hindern die US-Banken jedoch nicht daran, ihre Mitarbeiter mit Bonuszahlungen in Rekordhöhe zu bedenken. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg dürften allein die fünf größten Banken zusammen zu Weihnachten 38 Milliarden Dollar auszahlen, rein rechnerisch mehr als 200.000 Dollar pro Mitarbeiter. Allerdings dürften davon eher die mit Übernahmen befassten Banker profitieren, während die Wertpapierhändler wohl Rückgänge verzeichnen. Vor allem in New York bangen die Einzelhändler jedes Jahr mit den Bankern um die Prämien, denn davon hängen die Umsätze zu Weihnachten stark ab. In diesem Jahr könnte so manche Gucci-Handtasche in den Regalen liegen bleiben.

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