: Not-Ambulanz in Not
■ Vor dem Aus: Zu wenige Fälle für Praxis im ehemaligen Hafenkrankenhaus
Die Notfallambulanz auf dem Gelände des ehemaligen Hafenkrankenhauses droht zu scheitern: Die Anschubfinanzierung durch die Sozialbehörde (BAGS) läuft zum Jahresende aus; die Kassenärztliche Vereinigung verweigert die Unterstützung, und allein kann sich die Ambulanz mit ihren 20 hauptamtlichen MitarbeiterInnen nicht tragen: Im vergangenen Jahr ließen sich im Tagesdurchschnitt nur gut 22 Patienten behandeln.
„Es war von vornherein klar, dass sich das nicht selbst finanzieren kann“, sagt Holger Hanisch von der Initiative „Ein Stadtteil steht auf“. Die Initiative hatte nach der Schließung des Hafenkrankenhauses erfolgreich für ein Sozial- und Gesundheitszentrum auf dem Gelände gekämpft. Neben der Notfallambulanz gibt es dort inzwischen eine Chirurgie-, Ansästhesie- und Zahnarztpraxis, eine Naturheil-Etage, Teile des Hafenmedizinischen Dienstes, eine Krankenstube für Obdachlose und ein Obdachlosen-Café. Hanisch will es „nicht zulassen, das die Ambulanz dem Stadtteil entzogen wird“.
Gabi Bontemps, Geschäftsführerin der Ambulanz, hält die niedrigen Patientenzahlen „in der derzeitigen Situation“ für „nicht verwunderlich“: Patienten hätten Probleme, die Ambulanz zu finden, weil auf dem Gelände gebaut werde. Die Beleuchtung sei katastrophal. Außerdem sei einmal versprochen worden, kranke Seeleute zur Behandlung her zu schicken. Mit ihnen wäre die nötige Auslastung von 60 Patienten am Tag leicht zu erreichen, behauptet Bontemps.
Die Ambulanz sei zu weit von den Liegeplätzen der Schiffe entfernt, meint dagegen BAGS-Sprecher Stefan Marks. Eine weitere Finanzierung durch seine Behörde sei nie vorgesehen gewesen. „Es kann ja nicht darum gehen, eine Staatsambulanz zu machen“, so Marks.
Bleibt die Kassenärztliche Vereinigung (KV), die Notfall-Ambulanzen in der Stresemannstraße und in Farmsen betreibt. „Die KV sieht einfach die Notwendigkeit für eine dritte Notfallambulanz nicht“, sagt ihr Sprecher Stefan Möllers. Denn die Notfallpraxis in der Stresemannstraße werde gut angenommen und liege für St. Pauli in erträglicher Entfernung. Eine Verlegung ins Sozial- und Gesundsheitszentrum, in die kostendämpfende Nachbarschaft von Fach-Praxen, lehnt die KV ab. Gernot Knödler
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