: North: Contra–Opfer für Mitleidseffekt
■ Beamter verschwieg 10–Millionen–Spende / Norths wahnwitzige Contra–Schlachtpläne / Bankcode „Bauchnabel“
Berlin (wps/taz) - Mehrere Mitglieder des US–Kongresses haben dem Beauftragten für interamerikanische Angelegenheiten im US– Außenministerium, Elliot Abrams, nahegelegt, wegen seiner Rolle in der Irangate–Affäre zurückzutreten. Abrams hatte bei vorangegangenen Verhören vor den Untersuchungsausschüssen des Kongresses verschwiegen, daß er den Sultan von Brunei um eine Spende von zehn Millionen Dollar zugunsten der Contras gebeten hatte. Der demokratische Senator George Mitchell nannte Abrams ein „designiertes Opfer“. Außenminister Shultz dagegen lobte Abrams für seine „sensationelle Arbeit“. Vor dem Ausschuß berichtete Abrams, daß Oberstleutnant North die Contras in äußerst verlustreiche Kämpfe mit den Sandinisten verwickeln wollte, um im Kongreß einen Mitleidseffekt zu erzielen. Die berühmte „Schlacht von Alamo“, bei der die Verteidiger im texanischen Unabhängigkeitskrieg 1836 von den mexikanischen Truppen bis zum letzten Mann aufgerieben wurden, diente North als Vorlage für seinen wahnwitzigen Plan. Auf diese Weise sollten die Abgeordneten dazu bewegt werden, das Verbot der militärischen Unterstützung aufzuheben. Der Plan sei jedoch von Pentagon–Mitarbeitern als total verrückt verworfen worden. Währenddessen berichtete der im Iran geborene amerikanische Geschäftsmann Albert Hakim vor dem Ausschuß, er habe im Mai 1986 - kurz bevor North mit Reagans ehemaligem Sicherheitsberater McFarlane nach Teheran flog - unter dem Kennwort „Bauchnabel“ ein Konto auf einer Schweizer Bank mit 200.000 Dollar für die Familie von North eröffnet. Außerdem habe er von den 9,6 Millionen Dollar, die Secord und er aus den Iran–Geschäften für die Contra–Finanzierung abzweigten, zwei Millionen Dollar für die Familien Hakims, Norths und Secords für deren Todesfall zurückgelegt. Laut Hakim operierte das Trio auf drei Ebenen: North war für die politischen Angelegenheiten zuständig, Secord für die operationellen und er selbst für die finanziellen. Für ihn war während der ganzen Zeit klar, daß sie nicht nur auf Wunsch, sondern im Auftrag Reagans handelten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen