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NormalzeitDas neue Geldkunstzentrum

■ Von Helmut Höge

Die Knochengeld-Galerie 02 von Krause (Oderberger Straße 2, Prenzlauer Berg) machte gerade dicht – bzw. verlagerte sich als ABM-gestütztes fuggbüro in die Auguststraße 21 in Mitte. Wo man nun eine Messe über Geldbeschaffungsmaßnahmen (GBM) und Geldübergabegeräte (GÜG) vorbereitet.

An der kokslustigen Auguststraße, früher kiffende Kantstraße, liegt das „Projekt“ auch goldrichtig! Denn diese komischen Kunstgalerien und Kulturschaffungszentren dort – was sind sie anderes als geile Geldbeschaffungsmaßnahmen?! Biesenbachs Kunstwerke, mit dem daran angedockten Edel-Bücherbogen, Lübkes Eigen & Art plus Dependance in L&A sowie eigenem Medialmultiplikator (H&M) ...

Die augustinische Fine-art-Verbreitung begann mit dem ganz gemeinen Tacheles, den englischen MiG-Künstlern, der NGBK-Touristenkunst-Klitsche – und endete noch lange nicht mit dem Umzug der Kreuzberg-„Galerie Zwinger“ nach dort. Sondern erst, wenn der letzte Auguststraßenkeller mit Kunst vollgestopft ist: Frauenkunst, Schwulenkunst, Jüdische Kunst, Bayrische Club-Kunst, Wiener Collagen, Russische Meditationskunst, Hessische Technokunst, Echte Neuberliner Art, Original-Post-DDR-Schinken. Identitätslogos. Die besten Geldübergabegeräte-Basteleien ballen sich dort – im Angebot.

Und das ist natürlich nur zu begrüßen, weil es die übrigen Straßenzüge kunstmäßig entlastet. Dazu sparen die in die Haupt-Stadt einfallenden Kunstkritiker und Interneturbanisten enorm an Taxigeld. In den Läden liegt zudem die laut dem Mitte-Großinvestor Ernst from Heidelberg „beste Metropolenzeitung der Welt“ aus – die Architektur- und Gentryficationplaner-Diskursdirektiva Scheinschlag.

Und gleich um die Ecke residieren die im Zuge kultureller Einwestung durchweg dekonstruierten Kulturwissenschaftler der HUB sowie das Happy-Hauptquartier aller hanswurstigen Handy-User – die Hackeschen Höfe. Mit all dem, was sich in ihrer Ekel-Aura sonst noch unfroh vernutten läßt. Auch mein Klasse Combat against Treuhand-Crime Gerhard Fuchs-Kittowski, kämpferischer Neffe des Atomspions Klaus Fuchs, hat dort als Treuhänder jüdischer Restitutionen einen bunten Beton-„Block“ – für supercooles Wohnen und Gewerbe – hingehauen. Er bedauert es jedoch bereits! Nicht weil die immobilisierten GÜGs dort in mobile GBM in Form prostitutiver Superbusen (an der Oranienburger) übergehen. Sondern eher, weil der strapsspießige „Bienenkorb“ von Susi bereits Besserem weichen mußte und die nicht minder brunstabträgliche Bordellabsteige von Bernd nun ein Hotel namens „Taunus“ ist, in dem alle klandestin Kleinkunstschaffenden und rasenden Rittmeister Wiens abzusteigen pflegen.

Für die Auguststraße und drum herum gilt seitdem das im Tourismusservice aufgekommene kerndeutsche „Kobern“. Wenn es zum Beispiel heißt: „Ehrliche 22 Minuten kosten 100 DM“, dann heißt das nur, einen im Stehen am Baum im Monbijoupark gewichst zu bekommen. Für „alles weitere“ muß man extra zahlen!

Das von den Gewerkschaften nach der vergurkten Novemberrevolution (1918) als „Leistungslohn“ übernommene Kobern heißt heute in der Auguststraße „Zwei Bilder zum Preis von dreien!“ Da schwingt noch die Erinnerung an den einst bis Mitte reichenden Osten mit, wo es parallel mit der Auflösung der DDR – durchaus schon rasant-rassistisch – hieß: „Leistung muß sich wieder lohnen!“

Und so pinseln und kleben, knipsen, schweißen und knobeln jetzt die Künstler, daß es nur so seine Art hat – und hartsträhnigen KunstkuratorInnen dabei ganz glühend zumute wird. An der GBG & GÜG-Messe im Herzen der Brutart sind neben dem Roten Korsen Guillaume Paroli auch noch der Braunschweiger Performance-Professor Thomas Kapielski, der Aachener Ausstellungsmacher Peter Funken und der dichtende Geldfälscher Bert Papenfuß – als Kuratoren – konfus beteiligt. Das kann heiter werden! Mitwirkenwollende e-melden sich unter „MZoufallKlammeraffeaol.com“ – höchstpersönlich.

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