: Normalisierung?
■ Diplomatische Beziehungen zwischen dem United Kingdom und dem Iran
Am 27. September nahmen Großbritannien und der Iran ihre diplomatischen Beziehungen wieder auf. Sie waren wegen des Aufrufs Ayatollah Khomeinis an alle Moslems, den Schriftsteller Salman Rushdie aufzustöbern und zu ermorden, abgebrochen worden.
Teheran hat den Mordaufruf gegen Salman Rushdie zwar nicht widerrufen, jedoch zugesichert, daß seine angebliche Blasphemie gegen den Islam in den „Satanischen Versen“ nun als religiöse Angelegenheit betrachtet und es keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Großbritanniens geben werde.
Wie auch immer — Salman Rushdies Sicherheit ist weiterhin gefährdet. Auf seinen Kopf ist nach wie vor ein Preis ausgesetzt.
Am 15. Februar 1989, dem Tag nach dem Mordaufruf, setzte ein iranischer Geistlicher, Hassan Sanei von der „Stiftung 5. Juni“, eine Belohnung von 3 Millionen Dollar für jeden Iraner und 1 Million Dollar für jeden Ausländer aus, der den Schriftsteller ermorden würde.
Das International Committee for the Defence of Salman Rushdie and his Publishers begrüßt die Normalisierung der Beziehungen zwischen dem UK und dem Iran. In einem Brief an Premierministerin Thatcher vom 3. September 1990 betonten wir aber die Notwendigkeit sowohl der Wiederherstellung von Mr. Rushdies Recht auf freie Meinungsäußerung als auch einer Garantie für seine künftige Sicherheit, die wir für einen grundlegenden Bestandteil jeglicher Übereinkunft zwischen den Regierungen halten.
Das Beharren der Regierung darauf, daß ihre BürgerInnen niemals wegen der Veröffentlichung ihrer oder seiner Meinung bedroht werden, darf keinesfalls durch politische Kompromisse verwässert werden.
Ironischerweise wurde die Nachricht über die neue Einschätzung der Beziehungen zum Iran am selben Tag veröffentlicht, an dem Salman Rushdies neues Buch „Haroun and the Sea of Stories“ erstmals in den Buchhandlungen erhältlich war und die Vorschau auf das erste ausführliche Fernsehinterview seit seinem Untertauchen gezeigt wurde. Carmel Bedford
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