Nordstaat : Träume ohne Bodenhaftung
Die Diskussion ist berechtigt. Aber sie ist fruchtlos. Pragmatisch betrachtet wird es auf absehbare Zeit kein vereintes Bundesland im Norden Deutschlands geben. Dafür sind die jeweiligen Beharrungskräfte zu groß, ebenso diffuse Ängste vor der Dominanz des jeweils anderen. Die gescheiterte Fusion von Berlin und Brandenburg hat das ebenso gezeigt wie die nicht erfolgte Neuordnung der ostdeutschen Länder nach dem Ende der DDR: Vertane Chancen.
Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Hingegen wächst die Einsicht in die Notwendigkeit von Kooperationen, und dies ist auch der sinnvollere Weg. Die Ausdehnung der EU in den Nordosten Europas schafft Tatsachen, die Herausbildung einer neuen Machtachse im westlichen Ostseeraum um die Metropolen Kopenhagen, Berlin und Hamburg ebenfalls. So lässt sich über Sinn und Unsinn einer festen Verkehrsverbindung zwischen Dänemark und Fehmarn trefflich streiten, die Problematik jedoch betrifft alle deutschen Küstenländer gleichermaßen.
Gemeinsame Positionen in dieser wie in vielen anderen Fragen sind deshalb unabdingbar, eine verstärkte Kooperation zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein ist dafür immerhin ein Anfang. An der weichen Lösung der engen Zusammenarbeit unter Nachbarn geht eh kein Weg mehr vorbei, Träumereien von einer Länderfusion hingegen entbehren noch auf lange Sicht jeder Grundlage.
Unter der normativen Kraft des Faktischen wird Kleinstaaterei sich über kurz oder lang ohnehin von alleine erledigen.