■ Schöner leben: Nomen est Omen
Wenn Klassiker gegeneinander antreten, erzittert die Erde: Hier die gesammelte Weisheit der römischen Philosphie, dort der geniale Geheimrat aus Weimar. „Nomen est Omen“, befanden die einen. „Name ist Schall und Rauch“ schleuderte Johann Wolfgang von Goethe ihnen im „Faust“ zurück.
Haben Namen eine Bedeutung? Sagen sie etwas aus über ihren Träger? Wir reden nicht von Vornamen, wo Eltern ihre Kinder durch die Benennung in „Benjamin“ lebenslange Minderwertigkeit einpflanzen. Wir reden von Familiennamen und das in einer Zeit, wo Müller nur noch im Strafraum müllern und es auch bei Otto Rehhagel nicht Rotwild regnet.
Und doch: Es gibt sie, die sachdienlichen Hinweise über den Namen: Oder was sonst haben wir von einem Kripo-Chef mit Namen Mordhorst zu denken? Abteilung Wirtschaftskriminalität? Nie im Leben! Der sorgt dafür, daß die Verbrecher bei Richter Richter landen. Wenn es nicht Verstöße gegen den Datenschutz sind – die verhindert bei den BEB Herr Mustermann, eng verwandt mit der berühmten Erika Mustermann, die uns von allen Paßvordrucken und aus allen Fotofix-Automaten dieses Landes zulächelt.
Die Grünen Niedersachsen lassen zu Schweinepest und Rinderwahn ihren agrarpolitischen Sprecher ans Mikro: Herrn von Hofe. Kann man Expertentum deutlicher belegen? So jedenfalls nicht: In der Berliner Umwelt(!)behörde arbeitet Frau Bleidiesel. Und für Industriepolitik ist im Vorstandsmitglied der Deutschen Bank – Zufall oder nicht? – Herr Cartellieri zuständig. Dagegen fördert die Krankengymnastin namens Hampel wahrscheinlich die Zwerchfellmuskeln ihrer PatientInnen.
Schließlich: Kommen Sie nicht auch ins Grübeln, wenn Ihnen ein BILD-Redakteur mit dem schönen Namen Ehrlich begegnet? Da wundern wir uns bei einem Anruf in Bonn nicht mehr: Im Vorzimmer der Grünen Marieluise Beck hebt – wer? – das Telefon ab? Na klar: Frau Vorbeck. Bernhard Pötter
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