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Noch nicht ganz aus, der Traum

■ Der „weiche Standortfaktor“ Kunst wabert ins Umland / Noch sucht Grothes Kunst ein Dach

Vier Jahre lang träumten BremerhavenerInnen davon, der Stadt mit aktueller Kunst ein Glanzlicht aufzustecken. Ein Museum für moderne Kunst wollte der Architekt und Kunstsammler Hans Grothe für seine Sammlung deutscher Nachkriegskunst errichten lassen. Der von den InitiatorInnen erhoffte Schub für Bremerhavens Kultur- (und Wirtschafts-) Leben wird ein schöner Traum bleiben: Der Magistrat empfiehlt dem Parlament jetzt, seinen Beschluß zum Museumbau wieder aufzuheben – weder die Stadt noch Grothe selbst wollten nach vier Jahren des Verhandelns die erheblichen Mehrkosten für den Prachtbau tragen. Aus der Traum? Noch lange nicht, sagt Grothe: Er will nunmehr nach einem alternativen Standort suchen – und zwar in der Region.

„Ich würde weiterhin gerne meine Bilder im Raum Bremen zeigen“, erklärte der im Urlaub weilende Grothe gestern auf Anfrage. Schließlich habe er hier seinen Wohnsitz. Und auch an der Maxime: „Lieber die Nummer eins in Bremerhaven als die Nummer zwölf im Ruhrgebiet“ wolle er festhalten – trotz diverser Angebote aus dem Rest der Republik. „Da ist immer ein Bürgermeister, der gern ein schönes Museum in seiner Stadt hätte“, sagt Grothe, „aber die Frage ist dann immer. Wer bezahlt das?“ Eine Antwort aber hatten auch die Bremerhavener PolitikerInnen am Ende nicht.

Denn seit den ersten Planungen im Sommer 1990 hatten sich die Kosten für das Kunsthaus fast verdoppelt. Etwa 32 bis 35 Millionen Mark, schätzt Grothe, müßten schon investiert werden. Nicht nur seien die Baukosten gestiegen: Seit Verhandlungsbeginn habe er schon wieder „150 Bilder und Skulpturen von immer besserer Qualität“ hinzugesammelt – die bräuchten ein entsprechend größeres Haus. Acht Millionen wollten der Privatmann und die Stadt jeweils aufbringen – der fehlende Rest war es, der den Magistrat zum Rückzug bewegte und das Projekt jetzt scheitern ließ.

Die BremerhavenerInnen trauern aber nicht allein dem Verlust der Bilder nach. Die zugkräftigen Namen der ausgewählten KünstlerInnen – darunter Beuys, Polke, Rückriem, Richter und Knoebel – sollten die Seestadt langfristig attraktiver machen. „Eine solche Sache kriegen wir nicht mehr wieder“, jammert nun Jürgen Wesseler, der als Chef der Kunsthalle das Porjekt unterstützt hatte; „das Museum wäre ein Image-Faktor gewesen.“ Im Vergleich mit anderen Städten würden die Bremerhavener abgehängt. Da nutzt es auch nichts, wenn Kulturdezernent Wolfgang Weiß aufzählt, was den BremerhavenerInnen alles an Kultur bleibt, vom neuen Nordssemuseum bis zum Norddeutschen Theatertreffen. Denn trotz 18 Prozent Arbeitslosigkeit müsse man attraktiv werden.

Daran hat auch Weiß, der der Rücknahme des Museumsbeschlusses zustimmte, keine Zweifel. In dem geplanten „Künstler-Museum“, das in Zusammenarbeit zwischen ArchitektInnen und KünstlerInnen hätte entstehen sollen, sehe er einen imageträchtigen „weichen Standort-Faktor“. So will Grothe bei seiner Rückkehr im September Ausschau nach einem neuen, Plätzchen für seine Kunst suchen – allein, auf mehr Unterstützung als in Bremerhaven darf er auch in Bremen nicht hoffen. Denn das hiesige Wirtschaftsressort ist von der Wirkung des Standortfaktors Kultur offenbar nicht mehr so überzeugt wie die Anhänger des Museums: Der Bremerhavener Traum vom überregional bedeutsamen Kunsthaus scheiterte nicht zuletzt deshalb, weil das hiesige Wirtschaftsressort das fehlende Geld nicht herausrücken wollte: Staatsrat Frank Haller ließ mitteilen, daß ein Mitteleinsatz von zwölf Millionen Mark (aus dem WAP) wegen fehlender Förderungswürdigkeit nicht in Betracht komme. tom

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