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Noch mehr Kohlekraftwerke gebautMoorburg ist überall

Auch in Wilhelmshaven und Karlsruhe beginnt der Bau neuer Kohlekraftwerke.

Im Karlsruher Rheinhafen soll ein 900-Megawatt-Kraftwerk ab 2011 Strom liefern. Bild: dpa

BERLIN taz Der französisch-belgische Energiekonzern Electrabel hat am Freitag den Grundstein für sein neues Kohlekraftwerk in Wilhelmshaven gelegt. 2012 soll der 800-Megawatt-Block Strom ins Netz einspeisen. Der Vertrag zum Netzanschluss durch Eon war im Juni unterschrieben worden. Für die Anbindung des Kraftwerks ist der Ausbau des Übertragungsnetzes erforderlich. Electrabel - Jahresumsatz 15 Milliarden Euro - will zudem in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) und im niedersächsischen Stade zwei weitere Steinkohlekraftwerke bauen. Der Wuppertaler Stadtrat hatte am Dienstag einen 20 Jahre laufenden Vertrag zur Stromabnahme aus Kohlekraftwerken mit Electrabel unterschrieben und 30 Prozent seiner Stadtwerke an Electrabel verkauft.

Wenige Tage nachdem bekanntgeworden war, dass das zwischen Grünen und CDU umstrittene Kohlekraftwerk Moorburg in Hamburg aller Voraussicht nach weitergebaut werden darf, wurde auch in Karlsruhe der Grundstein für ein neues Kohlekraftwerk gelegt. Im Rheinhafen soll das 900-Megawatt-Kraftwerk ab 2011 Strom liefern. An beiden Standorten demonstrierten Klimaschützer. Nach ihren Berechnungen wird jeder der beiden Blöcke jährlich 6 Millionen Tonnen Kohlendioxid zusätzlich produzieren.

Auch in Mannheim und Mainz mobilisierten am Freitag die Klimaschützer: Das Mannheimer Bündnis "Nein zu Block 9" präsentierte Mustereinwendungen, mit denen sich Bürger am Genehmigungsverfahren gegen den 900-Megawatt-Block beteiligen können. Der Regionalversorger "Großkraftwerk Mannheim AG" treibt seine Planungen mit einer Ausnahmegenehmigung voran, gegen die der BUND Klage eingereicht hat. In Mainz errichteten Aktivisten der Bürgerinitiative "Kohlefreies Mainz" ein knapp acht Meter hohes Denkmal für den SPD-Bürgermeister. Inschrift: "Sinnlos er die Stadt verschandelt und dadurch das Klima wandelt". Auf der Ingelheimer Aue bei Mainz soll ein 823-Megawatt-Kohleblock ab 2012 das wesentlich klimafreundlichere Gaskraftwerk ersetzen. NICK REIMER

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7 Kommentare

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  • E
    emil

    karlsruhe und andere städte sollten besser stattdessen alle gebäude sanieren nach standards der nullenergiebauweise vgl. aktuell dazu: http://www.das-energieportal.de/startseite/nachrichtendetails/datum/2008/09/29/eintrag/ziel-solaren-bauens-ist-die-nullenergiebilanz-von-gebaeuden/

     

    @ bark wind : auch die ostseeküste, mit teilweise weniger wind als die von dir genannten standorte, aber immer noch ausreichend viel und stetig (v.a. offshore) vor schweden, polen, baltischen staaten ... vielleicht auch finnland (wenn es dort in winter nicht zu kalt wird für die räder) wäre für einige zehntausende windräder zu je 2 bis 5 megawatt nennleistung geeignet.

  • AF
    Anna Frenzel

    Jetzt Frau Hajduk auffordern, dass Kohlekraftwerk NICHT ZU GENEHMIGEN: 5 Minuten Zeit nehmen für den Klimaschutz unter http://www.bund.net/kohle-stoppen

  • A
    Axel

    Die Überschrift "Moorburg ist überall" verschleiert und relativiert die grüne Mitverantwortlichkeit.

     

    Für Moorburg tragen die GAL-Grünen die Mitverantwortung und haben mir dem Bruch ihres Wahlversprechens (neben anderen wie Studiengebühren, von Beust-Abwählen)den Wähler belogen!

    Dieser Sachverhalt sollte gerade auch in der taz in diesem Zusammenhang benannt werden.

  • E
    emil

    Als Ergänzung zu größeren Windparks und Solardächern und großen Solarkraftwerken im Süden (Spanien, Tunesien u.s.w.) sind auch kleine Windräder bisher zu Unrecht extrem vernachlässigt. Es hat hier in der taz schon öfter mal jmd. darauf hingewiesen, - z. B. ein bernie w., glaube ich mich zu erinnern -, mit einem Link bzgl. solcher Modelle aus Japan, die im Prinzip an jede Hochhausfassade montierbar sind, ich habe aber auch einen anderen guten Link dazu: http://www.awea.org/smallwind/

  • BW
    Bark Wind

    Die Gegnerinnen und Gegner dieser Kraftwerke haben gute Argumente: Neben der längst überfälligen Sanierung bisheriger Gebäude (v.a. Wärmedämmung und Solaranlagen, Warmwasser + photovoltaische) ist auch der stärkere Ausbau der Windenergie überfällig. Hat schon Schröder Trittin hier gebremst, so ist es heute umso dringender, als europäisches Gesamtprojekt.

     

    In keltischer See (südl. von Irland) und Ärmelkanal, Nordsee, Kattegat u.s.w. sollten bis 2020 mehrere 10.000 Anlagen installiert werden, die dann zusammen mit den Solardächern (z. T. auch Solarkraftwerke in südlichen Ländern) alle Atom- und Kohlekraftwerke in ganz Europa völlig überflüssig machen. Energiesparen ist natürlich trotzdem gut (dann brauchen wir weniger Windräder).

     

    Um den Blick der Küste nicht zu sehr zu beeinträchtigen, könnte an vielen Stellen ein Abstand von mehreren km zur Küste bleiben.

     

    Diese Hochsee-Windräder könnten z. B. jeweils mehrere zusammen auf einer Katamaran-Konstruktion basieren, welche mit einigen großen Stahldrahtseilen verankert ist. Diese könnten weitgehend an der Küste zusammengebaut und dann wie Schiffe aufs Meer hinausgeschleppt werden.

     

    Routen von Seevögeln und von Walen und andere Faktoren sollten natürlich berücksichtigt werden.

     

    In sehr starken Windregionen (z. B. im Kattegat oder auch westlich vor Dänemark, vor Holland u.s.w.) können sie niedriger sein und einen geringeren Rotordurchmesser haben, dafür aber in größerer Dichte installiert werden (mehr Räder je km2).

  • BW
    Bark Wind

    In China, das seinen Strom vollständig auf einem kleinen Bruchteil seiner Wüstenflächen mit Solarenergie erzeugen könnte, werde leider auch kräftig Kohlekraftwerke gebaut. Das Potenzial der Einsparung von Strom bleibt dagegen weitgehend ungenutzt, z. B. in Deutschland: Durch Austausch alter Waschmaschinen, Gefriergeräte etc durch neue, der konsequente Einsatz von Energiesparbirnen und spezielle Geräte, die den Stromverbrauch bei Stand-By-Geräten verringern, könnten jährlich mehrere Milliarden kWh Strom gespart werden. Der Austausch der konventionellen magnetischen durch elektronische Vorschaltgeräte in Handwerk, Gewerbe und Handel verringert den Bedarf sogar um 6,1 Mrd. kWh. Und durch den Einsatz energieeffizienter elektrischer Antriebstechnik in der Industrie (bei Pumpen, Ventilatoren, Kompressoren, Zentrifugen etc.) liegt das Einsparpotenzial sogar jährlich bei 30 Mrd. kWh. Und die Liste der bisher kaum genutzten Möglichkeiten ist noch viel länger.

  • P
    pekerst

    Nein, auch in Wilhelmshaven und Karlsruhe beginnt der Bau eines neuen Kohlekraftwerks. Oder werden etwa an jedem Ort mehrere gebaut?