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Noch einiges verbesserungswürdig

betr.: „Gefährliche Zwickmühle“ (Neues ProfessorInnen-Dienstsrecht), taz vom 30. 5. 01

Also, grundsätzlich hat er ja recht, der Christian: Es ist wirklich Zeit für einen akademischen Wandel. Nur ob dieser Dienstrechtsreform wirklich ein dermaßen euphorischer Jubelperser-Kommentar angemessen ist, wage ich zu bezweifeln.

Abgesehen davon, dass es schon heute an den Unis andere als die beschriebenen Dinosaurierprofs gibt (und zwar wirklich nette Menschen, die ihrem Fach und ihren Studenten gleichermaßen verpflichtet sind), fällt die Reform bei genauerer Betrachtung doch weit hinter ihren Anspruch zurück. Die Juniorprofessoren haben nämlich durchaus mit einigem zu kämpfen: einigermaßen unsichere Anstellungskonditionen (drei Jahre auf Probe, und dann geht’s nur weiter, wenn ordentlich veröffentlicht wurde, was irgendwie nach einer versteckten Habil riecht!), die auch dem wissenschaftlichen Nachwuchs Knüppel zwischen die Beine wirft: Was, wenn mein Doktorelternteil noch vor Abschluss der Arbeit vom Thron gestoßen wird?

Und dann die Finanzierung: eine Menge an Assistenten- und Oberassistentenstellen werden wegfallen, da in Juniorprofessorenstellen umgewandelt, und so fragt man sich doch, wo die Berufschancen für Leute bleiben, die zwar wissenschaftlich arbeiten wollen, aber nicht unbedingt einen professoralen Fulltimejob erfüllen mögen (zum Beispiel ein Privatleben haben wollen). Das anvisierte Alterskriterium scheint hervorragend dazu geeignet, insbesondere Frauen mal wieder draußen zu halten (war da was mit Familie??), und außerdem muss auch mal gesagt sein, dass Forschung, und das auch und gerade in den Geisteswissenschaften, ihre Zeit braucht. Schneller ist nicht unbedingt nur und immer besser!

Der Vorstoß geht sicherlich in die richtige Richtung, wenn es darum geht, Nachwuchs zu halten und früher in Lohn und Brot zu setzen, der der geleisteten Arbeit angemessen ist. Auch die professorale Übermacht in den Gremien der Universitäten zu brechen ist notwendig (die Liste ließe sich noch verlängern). Trotzdem ist aus der Sicht der Betroffenen noch einiges verbesserungswürdig: Nur weil Reform draufsteht, ist noch lange nicht der Weisheit letzter Schluss drin! VIOLA WITTMANN, Bayreuth

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