: Noch ein Kompromiß am Börneplatz
Frankfurt (taz) - Einen Tag nach der Räumung des Frankfurter Börneplatzes, auf dem ein Kundenzentrum der Stadtwerke entstehen soll, gab der Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann (SPD) bekannt, daß ein weiteres Fundament des ehemaligen Judenghettos, der Rest des „Fremdenhospitals“ erhalten bleiben soll. Mit diesem Vorschlag überraschte Hoffmann den Kulturausschuß der Stadtverordnetenversammlung, die am Donnerstagabend unter Polizeischutz tagte. Die CDU stimmte zu, nachdem Oberbürgermeister Wolfram Brück (CDU) das Anliegen Hoffmanns unterstützt hatte. Hoffmanns SPD–Kollegen vertraten dagegen die Ansicht, daß noch so viele Kompromisse einen gesellschaftlichen Diskurs nicht ersetzen könnten. Die Grünen forderten, weiterzugraben statt weiterzubauen, da auf dem Gelände eventuell noch Fundamente einer alten Synagoge stünden, die es zu erhalten gelte. Hilmar Hoffmann versprach, bei künftigen Gestaltungsfragen die Jüdische Gemeinde und die Kirchen zu befragen. Hermann Alter von der Jüdischen Gemeinde sagte, daß die Gemeinde nie jemanden gefragt habe, ob gebaut werden solle oder nicht. Die Jüdische Gemeinde fühlt sich jedoch weiterhin an eine „Nachbarschaftserklärung“ gebunden, die sie als Eigentümerin des Friedhofs, der neben dem Baugrundstück liegt, gegeben habe. Alter fügte hinzu: „Hätten wir gewußt, was am Börneplatz zu finden war, hätten wir uns anders entschieden.“ rav siehe Kommentar Seite 4 FORTSETZUNGEN VON SEITE 1
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