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Nobelpreis wird an Obama überreichtDer außergewöhnliche Einsatz

US-Präsident Barack Obama wird am Donnerstag in Oslo der Friedensnobelpreis verliehen. Doch die Kritik an der Entscheidung reißt nicht ab. Kriegsgegner haben Demonstrationen angekündigt.

Barack Obama im Nobel Institut in Oslo. Erst vergangene Woche hat er eine Truppenaufstockung für Afghanistan verkündet. Bild: reuters

OSLO dpa | Begleitet von Zweifeln und Kritik am Krieg in Afghanistan ist US-Präsident Barack Obama in Oslo eingetroffen, um den Friedensnobelpreis entgegenzunehmen. Nach der feierlichen Verleihung am Donnerstagmittag im Rathaus der norwegischen Hauptstadt sind am Abend auch Demonstrationen von Kriegsgegnern und Friedensgruppen geplant. Es wird damit gerechnet, dass Obama in seiner Rede zur Preisvergabe das Thema Afghanistan direkt anspricht. Die zusätzliche Entsendung von 30.000 US-Truppen war erst vergangene Woche angekündigt worden.

Im Beisein von König Harald V. wird dem US-Präsidenten im Rathaus der norwegischen Hauptstadt der mit umgerechnet rund einer Million Euro dotierte Preis überreicht. Zuvor steht ein Treffen mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg auf dem Programm. Am Abend ist ein festliches Bankett mit dem Königspaar vorgesehen.

Das Nobelkomitee hatte die Auszeichnung für den US-Präsidenten mit dessen "außergewöhnlichem Einsatz zur Stärkung der internationalen Diplomatie und der Zusammenarbeit zwischen den Völkern" begründet. Hervorgehoben wurde insbesondere Obamas Vision einer Welt ohne Atomwaffen.

Schon bei der Bekanntgabe des Preisträgers am 9. Oktober war in den USA und international kritisiert worden, dass Obama während seiner bisher nicht einmal einjährigen Amtszeit noch wenig Konkretes erreicht habe. Der gut 24-stündige Kurzbesuch Obamas in Oslo stößt aber nicht nur wegen der Entscheidung für eine Ausweitung des Afghanistan-Einsatzes auf Kritik. In der norwegischen Öffentlichkeit wird es auch als unhöflich registriert, dass Obama das traditionelle Mittagessen des Nobelpreisträgers mit dem König abgesagt hat. Der Präsident wolle sich auch in Oslo seinen Regierungsgeschäften widmen, hieß es aus dem Weißen Haus.

Der Besuch wird von massiven Sicherheitsmaßnahmen begleitet, wie sie Norwegen so noch nicht erlebt hat. Mehr als 2.000 Polizisten sind im Einsatz, dazu 200 US-Spezialagenten. Scharfschützen bewachen die Innenstadt Oslos, Hubschrauber sichern den Luftraum. Am Vortag waren zwei Verdächtige wegen illegalen Schusswaffenbesitzes festgenommen worden.

Obama fliegt nur für die Nobelpreis-Zeremonie nach Oslo und kehrt am Freitag bereits wieder nach Washington zurück. Ein ursprünglich vorgesehener Auftritt beim Weltklimagipfel in Kopenhagen wurde gestrichen. Obama wird nun erst zur Endphase der Klimakonferenz am 18. Dezember nach Kopenhagen fliegen.

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3 Kommentare

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  • P
    Paul

    Obama hat einmalige Chance nicht genutzt, als kluger Staatsmann in die Geschichte einzugehen: Er hat den Friedensnobelpreis nicht abgelehnt.

  • A
    Ausgewandert

    Ort: Oslo Zentrum nach der Friedensnobelpreisverleihung

    Zeit: ca.7:30pm 10.12.09

     

    Das Zentrum der Stadt ist voll, so voll das die Umgebung wie ausgestorben scheint. Alles strömt Richtung Grand Hotel wo Obama wahrscheinlich für 30s mal rüber winkt. Die Cafes und Kneipen sind etwas voller als sonst, die Geschäfte der Karl Johannsgate haben heute ein Extra Obama Umsatz.

    Ich frage mich wo die angekündigten 2000 Polizisten und die 2 Helikopter sind, später hör ich einen Helikopter in hoher Höhe kreisen und finde das Parlamentsgebäude abgesperrt. Die Frieden scheint aber in keiner Weise gefährdet, da die Passanten eigentlich überall durchlaufen können und die Polizisten mir Hilfsbereit den Weg zur Demonstration zeigen und teilweise dabei aufmunternd lächeln. Ich frage mich durch, umfahre (mit dem Fahrrad) einige abgesperrte Strassen um auf die andere Seite zu kommen. Überall ein treiben als wär heut Nationalfeiertag.

    Ich finde die Demonstration, vielleicht 200 Menschen haben sich zusammengefunden, hauptsächlich aus Cuba, Honduras und anderen Teilen der Welt wo sich die USA in der Vergangenheit gegen den Frieden im Land erfolgreich eingesetzt hat. Die Norweger fehlen, bis auf ein paar Punk-ähnliche Gestalten die am Rand rumstehen und mir auch nich sagen können ob das hier eigentlich die groß angesagte Demonstration ist. Gleichauf mit der Zahl der Demonstranten sind die Fotografen, Reporter und die Schaulustigen (Norweger). 4 Polizisten in voller Montur sichern, dass die Demonstration den richtigen weg nehmen, ....sie werden nicht benötigt.

     

    Ich frage einen großen Mann in Mantel am Rand was er in diesem Moment denkt: "Es sind nicht viele und er weiß nicht so recht wo die Demonstranten hinlaufen wollen." Wer wechseln einige Sätze. Ich sage das es mich traurig macht zu sehen das so wenige Menschen an der Demonstartion teilnehmen, das die Kontroverse Krieg und Frieden bei diesem Friedensnobelpreis in einen Topf geworfen wird und so nicht mehr in der Nachrichtenwelt unterschieden werden kann was ist Frieden, was Krieg.

    Insbesondere da viele Menschen für die Menschrechte eintreten und sie durch die vereinigten staaten dabei verlieren. Er brummt mir zustimmend zu. Ich verabschiede mich und er wünscht mir noch einen schönen Abend.

    Ich weiss nich ob ich nach hause fahren soll oder noch bleiben, es macht mich traurig eine Gesellschaft zu sehen die mehr daran interessiert ist in die Stadt zu gehen um einer Berühmtheit zuzuwinken und sich danach toll zufühlen so jemand wichtiges in der Stadt gehabt zu haben. (Für mich der einzige Grund warum das Norwegische Komittee sich für Obama entschieden hat.) Die vom Frieden und Reichtum verwöhnten Norweger haben längst vergessen was es bedeutet Krieg und Repression zu erleben und werden dadurch scheinbar ohne jegliche Gewalt zu Mitläufern und Gaffern.

     

    Ich fahre sehr langsam mit dem Fahrrad nach Hause, auf dem Weg liegt die Amerikanische Botschaft, 300m vor der Botschaft stehen LKW´s mit riesigen Gittern an der Front montiert, wie um Menschen zusammenzuschieben. Ich kann ungehindert durch sie hindurchfahren.

    Die Amerikanische Botschaft selbst ist umstellt von Polizisten und Polizeifahrzeugen, soviele das eine Menschenkette ensteht. Ich fasse es nicht, mehr Polizisten als die zuvor gesehenen Demonstranten beschützen das Haus (vor der Demonstratioon!!!) des "Friedensnobelpreisträgers" abgeschirmt von Menschfeindlichen LKW´s.

  • WW
    Walter Wasilewski

    Nobelpreis für US-Präsident Barack Obama ?

    Der Friedensnobelpreis ist meiner Meinung nach –die Auszeichnung- für den besonderen Einsatz für Frieden und Menschenrecht. Ich kenne bisher nur die Ankündigung-Obama will sich einsetzen.

    Guantanmo besteht immer noch-in Afghanistan ist ein neuer Präsident durch Wahlfälschung gewählt worden- es sollen mehr Truppen-mehr Soldaten eingesetzt werden- für einen Krieg, denn man verlegen nicht Krieg nennt.

    Afghanistan ist Krieg und Leid, Armut und Tod treffen insbesondere Zivilisten, Kinder und Ungeborene. Jede Truppenaufstockung tötet und zerstört mehr.

    Ich spreche mit Erich Kästners Gedicht. :

    Die andere Möglichkeit

    Wenn wir den Krieg gewonnen hätten,

    mit Wogenprall und Sturmgebraus,

    dann wäre Deutschland nicht zu retten

    und gliche einem Irrenhaus

     

    Man würde uns nach Noten zähmen

    wie einen wilden Völkerstamm.

    Wir sprängen, wenn Sergeanten kämen,

    vom Trottoir und stünden stramm.

     

    Wenn wir den Krieg gewonnen hätten,

    dann wären wir ein stolzer Staat.

    Und pressten noch in unsern Betten

    die Hände an die Hosennaht.

     

    Die Frauen müssten Kinder werfen,

    Ein Kind im Jahre. Oder Haft.

    Der Staat braucht Kinder als Konserven.

    Und Blut schmeckt ihm wie Himbeersaft.

     

    Wenn wir den Krieg gewonnen hätten,

    dann wär der Himmel national.

    Die Pfarrer trügen Epauletten.

    Und Gott wär deutscher General.

     

    Die Grenze wär ein Schützengraben.

    Der Mond wär ein Gefreitenknopf.

    Wir würden einen Kaiser haben

    und einen Helm statt einem Kopf.

     

    Wenn wir den Krieg gewonnen hätten,

    dann wäre jedermann Soldat.

    Ein Volk der Laffen und Lafetten!

    Und ringsherum wär Stacheldraht!

     

    Dann würde auf Befehl geboren.

    Weil Menschen ziemlich billig sind.

    Und weil man mit Kanonenrohren

    allein die Kriege nicht gewinnt.

     

    Dann läge die Vernunft in Ketten.

    Und stünde stündlich vor Gericht.

    Und Kriege gäb's wie Operetten.

    Wenn wir den Krieg gewonnen hätten -

    zum Glück gewannen wir ihn nicht!

    Erich Kästner

     

    Walter Wasilewski