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Nil-Flut bedroht Sudan

■ Schleusen des Nils müssen wegen drohendem Dammbruch geöffnet werden

Kairo (dpa) - Die nach schweren Regenfällen zum größten Teil überschwemmte sudanesische Hauptstadt Khartum ist jetzt von einer Flutwelle des Nils bedroht. Die sudanesischen Behörden sähen sich gezwungen, zwei Schleusen des Blauen Nils zu öffnen, um den Druck von den dortigen Dämmen abzuleiten, berichtete die ägyptische Presse am Freitag. Regierungschef Sadik el Mahdi rügte die Hilfsmaßnahmen als unzureichend. Angekündigt wurde die Bildung eines neuen Ausschusses zur Koordinierung der Hilfe.

In dem größtenteils unter Wasser stehenden Norden des Sudans, wo mehr als 1,5 Millionen Menschen obdachlos wurden, droht sich die Situation nun zuzuspitzen. Den ägyptischen Berichten aus dem Nachbarland zufolge müssen die Schleusen des Blauen Nils bei Sennar (240 Kilometer südöstlich von Khartum) und bei Er Roseires (480 Kilometer von der Hauptstadt entfernt) geöffnet werden, damit die Dämme nicht brechen. Der Blaue wie auch der Weiße Nil hätten den höchsten Pegel in diesem Jahrhundert erreicht.

Nachdem sich Regierungschef Mahdi in dem Katastrophengebiet, wo immer noch Ortschaften vom Wasser eingeschlossen sind, informiert hatte, kritisierte er scharf die Hilfsmaßnahmen. „Ich war erschrocken, feststellen zu müssen, daß sich das, was die Zentralregierung geplant hat, nie in der Wirklichkeit widergespiegelt hat“, zitierte ihn die Kairoer Presse. Weder Zelte noch Medizin oder andere Hilfsgüter hätten die Opfer der Katastrophe bisher in ausreichendem Maße erreicht. Die internationalen Hilfsmaßnahmen gehen unterdessen weiter. Inzwischen haben auch sieben Flugzeuge der saudischen Luftwaffe Zelte und Medizin nach Khartum geflogen. Saudi-Arabien will ferner mit 200 Jeeps, Stromgeneratoren und Wasserpumpen helfen. Ein Schiff mit 5.200 Tonnen Lebensmitteln soll am Sonntag aus dem saudischen Hafen Dschidda in Richtung Sudan auslaufen.

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