Nigerianer abgelehnt

■ Gewerkschaften kritisieren 5. Asylkammer

„Wenn einem Kollegen wegen seines gewerkschaftlichen Engagements die Verfolgung droht, dürfen wir nicht schweigen“, sagte gestern Antje Edel von der IG-Metall. Der jüngste Sorgenfall der Flüchtlingsinitiative Bremen, der Nigerianer Dr. Anthony E., findet damit eine eher seltene Unterstützung. Doch im Falle des früheren politischen Beraters der nigerianischen Ölarbeitergewerkschaft NUPENG, meint auch die Oldenburger IG-Chemie: „Dieser Mann ist der klassische Fall für politisches Asyl“. Für seine Gewerkschaft kritisierte gestern Heiz Böddener die Ablehnung von Anthony E.'s Asylantrag vor der 5. Bremer Asylkammer.

Für Anthony E. selbst war der Ablehnungsbescheid ein Schlag ins Gesicht. „Ich war sicher, ich könnte den Richter persönlich überzeugen“, sagte er gestern auf einer Pressekonferenz. Doch der Richter lud ihn nicht einmal vor und entschied lediglich aufgrund der Aktenlage. „Ich konnte den Fehler des Übersetzers so nicht berichtigen“, sagt Anthony E. - und mit eben dem erklärt er sich seine Ablehnung. Denn an seiner Identität als führender Gewerkschafter habe niemand Zweifel. Ebensowenig an der politischen Verfolgung, Folterung und Inhaftierung, die nigerianischen Gewerkschaftsfunktionären wie ihm drohen, seit sie im Herbst letzten Jahres Streiks gegen die Militärdiktatur organisierten. Nach ihm selbst werde gesucht. Selbst für seinen Fahrer befürchtet E. Schlimmes. „Er ist spurlos verschwunden. Bei weniger bekannten Persönlichkeiten macht das Militär oft kurzen Prozeß.“

Die Flüchtlingsinitiative erhebt derweil schwere Vorwürfe gegen den Richter, der E.'s Verfahren leitete: „Selbst erfahrene Rechtsanwälte berichten von Richter Feldhusen, daß er während seiner langjährigen Tätigkeit nur einen einzigen Afrikaner als Asylsuchenden anerkannt hat“, sagte Michaela von Freyhold. „Im Fall Anthony E. hat er zu weit um sich gegriffen. Wir rufen auf zum Protest.“ ede