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Niederlage gegen BordeauxBayern geschockt

In der eigenen Arena verlieren die Bayern mit 0:2 gegen Bordeaux. Nun haben sie nur noch eine kleine Chance aufs Weiterkommen in der Championsleague.

Am Boden: Luca Toni. Bild: ap

MÜNCHEN dpa | Beim FC Bayern München ist die Stimmung nach der Heimniederlage gegen Girondins Bordeaux und dem drohenden K.o. in der Champions League an einem Tiefpunkt angelangt. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Manager Uli Hoeneß verließen nach dem 0:2 (0:1) am Dienstagabend geschockt und schweigend die Allianz Arena.

Der sichtlich angeschlagene Trainer Louis van Gaal konnte nach dem schwersten Rückschlag in seiner noch kurzen Amtszeit beim deutschen Fußball-Rekordmeister lediglich Durchhalteparolen verkünden. "Wir sind noch nicht ausgeschieden, wir haben noch eine kleine Chance", sagte der Niederländer, aber auch er weiß: "Wir sind abhängig von Bordeaux."

Aus eigener Kraft können die Bayern (4 Punkte) nicht mehr den Einzug in das Achtelfinale schaffen, sondern nur wenn Konkurrent Juventus Turin (8) am nächsten Spieltag der Gruppe A nicht bei dem schon qualifizierten französischen Meister (10) gewinnt. Dann könnte es zum Abschluss der Vorrunde am 8. Dezember doch noch zu einem Endspiel für die Münchner in Turin kommen. "Die Hoffnung ist da, aber es ist schwer, dran zu glauben", meinte Nationalspieler Philipp Lahm.

Yoann Gourcuff (37. Minute) und Marouane Charmakh (89.) hatten vor 66.000 Zuschauern mit ihren Toren für das Münchner Debakel gesorgt. "Wir waren nicht glücklich, wir waren aber auch nicht gut", kommentierte van Gaal. Die Bayern hatten zwar ein Chancen-Plus, beklagten zudem einen nicht gegebenen Handelfmeter, agierten aber insbesondere vor der Pause erschreckend schwach. "In der zweiten Halbzeit mussten wir ein Tor machen", sagte Kapitän van Bommel.

Stürmische Tage stehen nun bis zum Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen den FC Schalke 04 mit dem Ex-Bayern-Coach Felix Magath bevor. "Klar, dass es jetzt unruhig wird", bemerkte Torwart Jörg Butt.

Einmal mehr zeigte sich, dass ohne den verletzten Top-Star Franck Ribéry und den nach seiner Knie-Operation nur eingewechselten Arjen Robben die Bayern gerade in der Offensive extreme Probleme haben. "Wir wissen, dass Kreativität fehlt, wenn Ribéry und Robben fehlen. Momentan sind wir nicht in der Lage, den französischen Meister auszuspielen", kommentierte van Gaal.

"Wir müssen ruhig bleiben", mahnte dennoch Robben. Denn das erst zweite Vorrunden-Aus der Bayern nach der Negativ-Premiere 2002 ist noch nicht besiegelt. "Wenn wir gegen Haifa und in Turin gewinnen, haben wir zehn Punkte", benannte van Bommel seine Rettungsformel: "Aber es wird schwierig."

Kreatives Vakuum

Ohne den verletzten Franck Ribery, ohne den zunächst auf der Bank sitzenden Arjen Robben, ohne den angeschlagenen Ivica Olic und ohne den gesperrten Thomas Müller tat sich ein gewaltiges kreatives Vakuum auf. Die Gastgeber zeigten Schlafwagen-Fußball und ließen jeden Esprit, jede Entschlossenheit vermissen – und das gegen einen Gegner, der auf das Halten des 0:0 aus war.

Dabei hatte Edson Braafheid (3.) mit seiner Flanke, die Girondins- Torwart Cedric Carrasso an die Latte lenkte, schon früh das Startsignal zu mehr Angriffselan der Bayern gesetzt. Gefahr kam aber nur bei ruhenden Bällen auf: In der 32. Minute parierte Carrasso einen Freistoß von Bastian Schweinsteiger aus 20 Metern prächtig.

Im Anschluss hatte Miroslav Klose Pech: Sein Schuss aus kurzer Entfernung wehrte Michael Ciani den Ball kurz vor der Linie mit der Hand ab. Doch der Pfiff von Schiedsrichter Pedro Proença blieb aus. Mit ihrer ersten gefährlichen Aktion gingen die Franzosen in Führung: Ein Freistoß des Brasilianers Wendel segelte in den Bayern-Strafraum, Gourcuff stahl sich hinter Münchens Kapitän Mark van Bommel weg und köpfte ein. Torwart Butt sah dabei ebenfalls unglücklich aus.

Die Quittung für die Gastgeber zur Pause: Ein gellendes Pfeifkonzert der Zuschauer. Van Gaal reagierte. Robben kam zur zweiten Halbzeit für den harmlosen Klose – und mit ihm mehr Schwung und Tempo. Endlich bäumte sich der Rekordmeister auf, während Girondins nur noch das Ergebnis verwaltete. So erspielten sich die Münchener mehr und mehr Chancen: Nach Pass von Schweinsteiger vergab der einstige 100-Prozent-Knipser Luca Toni (47.) freistehend die Möglichkeit zum Ausgleich.

Kurze Zeit später wurde van Bommel (53.) nach Pass von Robben im letzten Moment von Ciani geblockt. Robben (62.) selbst und der kurz zuvor eingewechselte Nationalstürmer Mario Gomez vergaben innerhalb von einer Minute beste Gelegenheiten. Doch es blieb nur ein Strohfeuer. Den Bayern fiel nichts mehr ein. Charmakh machte die Bayern-Pleite perfekt.

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