: Nie wieder Krieg -betr.: Bundeswehreinsatz in Bosnien-Herzegowina
betr.: Bundeswehreinsatz in Bosnien-Herzegowina
Vor 50 Jahren gab es in Deutschland den begründeten Wunsch: Nie wieder Krieg, nie wieder Soldaten.
120 Millionen Menschen hatten die beiden großen Kriege dieses Jahrhunderts mit Leben und Gesundheit bezahlt. Es dauerte nur zehn Jahre, da hatten wir die Bundeswehr zur Verteidigung des Landes und zur Abwehr eines Angriffs auf die Bündnispartner. Manche verhielten sich von Anfang an wie die Raupe Nimmersatt: Im Kalten Krieg forderten sie die atomare Bewaffnung der Bundeswehr. Noch gab es die kriegsmüde Generation mit geharnischtem Protest, der Zehntausende verband (1957/58).
Auf dem Boden der Bundesrepublik und der DDR kam es zur größten militärischen Konzentration in Europa.
Seit 1945 gab es in aller Welt über 200 Kriege, allein im Jahre 1994 waren es 41 Kriege und 17 bewaffnete Konflikte. Seit Jahren wird die bundesdeutsche Öffentlichkeit psychologisch darauf eingestimmt, daß wir bei Kriegseinsätzen in aller Welt dabei sein müssen. 40 Jahre hat es gedauert, bis die Bundeswehr nun offen Kriegseinsätze planen darf. Die Sozialdemokraten werden am kommenden Mittwoch zustimmen. Die Opposition bröckelt.
Keiner kann wissen, ob der Kriegseinsatz in Bosnien-Herzegowina nur eine Etappe auf dem langen Weg zu weltweiten Kriegseinsätzen der Bundeswehr sein wird. Aber es wäre naiv anzunehmen, es gäbe nicht in Regierung, Ministerialbürokratie und Bundeswehr jene nimmersatten Kräfte, die ständig neu ausloten, was sie den Bürgern zumuten können. Zweifel und Mißtrauen erleichtern das Umdenken, wenn der Kriegseinsatz in Ex-Jugoslawien im kommenden Jahr ins Auge geht.
Die Opposition, insbesondere die SPD, muß auch an jene gesellschaftlichen Kräfte denken, die sie eventuell morgen für ein rasches Umdenken dringend braucht. Ob das Volk, das über Krieg und Frieden nicht abstimmen darf, in seiner Mehrheit den Kriegseinsatz befürwortet, bezweifeln wir. (Wir stützen uns auch auf unsere Befragungsaktion im Sommer „Wollen Sie den Kriegseinsatz?“ in der Obernstraße.)
Wir warnen. Wir sagen Nein.
Reinhard Bockhofer/Martin Warnecke Initiative „Nein zum Kriegseinsatz der Bundeswehr“
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