: Nie für andere tätig geworden
betr.: Debatte „Recht auf Faulheit“
Und ob es ein Recht auf Faulheit gibt. Von diesem schon zur lieben Gewohnheit gewordenen Recht haben ich und meinesgleichen „Faule Hunde“ seit ungezählten Generationen ausgiebig Gebrauch gemacht.
Aus welchem Grund etwa sollten wir sonst andere für uns arbeiten lassen? Oder warum sonst riskieren wir übernehmerischen Menschen so viel – sogar fremdes – Kapital in Aktien und anderen Spekulationen? Doch einzig, damit wir um Gottes Willen nicht selbst arbeiten müssen.
Dass am anderen Ende der Einkommensskala jetzt ein paar Schlaue sagen, sie wollten auch nicht mehr für andere arbeiten, weil wir die Wertabschöpfung hier und da ein wenig übertrieben haben und die Löhne nicht mehr den Mann ernähren, dafür habe ich volles Verständnis. Ich bin nie für andere und schon gar nicht für ein Almosen tätig geworden. Fair und liberal, wie wir immer waren, haben wir auch nie Staatsknete wie Diäten etc. eingefordert, da wir doch ganz legal den Staat, seine Gesetze und das Steuerzahlen vermeiden, wo wir nur können.
Durch diese unnötige und hoch brisante Debatte sehe ich nun unser quasi geheiligtes Recht aufs Nichtstun ausgerechnet von ebenfalls nicht arbeitenden Politikern gefährdet. Was Marx, Lenin und anderen Weltverbesserern selbst mit blutiger Gewalt nicht gelang, will das jetzt ein Herr Schröder durch die soziale Kellertür erreichen? Da wir garantiert schon die absolute Mehrheit der legalen Abzocker sind gegenüber den paar Sozialhilfebettlern, fordern wir ganz demokratisch Verfassungsrecht fürs hoch dotierte Nichtstun. Auch wenn man es Faulheit nennen mag, so was hat uns noch nie gestört, solange nur genügend Nullen vor dem Kontokomma stehen. GEORG KRÖSUS, Reichenschwand
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