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Archiv-Artikel

Nie der Matze gewesen

Vielen Alten in der NRW-SPD blieb Platzeck fremd. Doch die Jüngeren hofften auf einen neuen Politikstil

DÜSSELDORF taz ■ Macht weg, Münte weg, Platzeck weg – der plötzliche Abgang des SPD-Parteichefs setzt für die Sozialdemokraten in Nordrhein-Westfalen den Schlusspunkt eines Katastrophenjahrs. Erst verloren sie nach 39 Jahren die Regierungsmacht. Dann kam der Sauerländer Franz Müntefering als Parteichef abhanden – und wurde von einem ostdeutschen Bürgerrechtler ersetzt, der zumindest einigen in der traditionsbewussten Männerriege der NRW-SPD kulturell fremd blieb. „Unser Münte“ ging den Sozialdemokraten leicht über die Lippen – zu „unserem Matze“ ist Platzeck hingegen nie geworden.

Seinen einzigen Auftritt in NRW hatte Platzeck in einer Kohlegrube, im Kamener Bergwerk Ost. Vor den Kumpels bediente der damals neue Vorsitzende Ruhrgebietsklischees. „Lasst uns unsere Energiequellen nicht versiegen lassen“, rief er den Unter-Tage-Malochern zu. Aus lauter Solidarität mit ihnen und der NRW-SPD beantragte er demonstrativ seine Mitgliedschaft in der Bergarbeiter-Gewerkschaft IGBCE.

Fremd blieb Platzeck jedoch nicht allen: Vor allem die Jüngeren in der Post-Clement- und Post-Steinbrück-NRW-SPD verbanden mit ihm die Hoffnung auf einen neuen, moderierenden Politikstil. „Er hatte eine besondere Art, den Dialog zu suchen“, sagt der Kölner SPD-Chef Jochen Ott. Dortmunds Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer sprach von einer „schweren Enttäuschung für die Basis“. Der designierte Nachfolger Kurt Beck sei „kein Ersatz“, sagt der Bochumer Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer: „Der hätte es schon im Herbst werden können, wenn er gewollt hätte.“

Bitter ist der Verlust für Landeschef Jochen Dieckmann, der die programmatische Neuaufstellung der abgewählten Partei eng mit Platzeck koordinieren wollte. „Wir danken Matthias für den Stil und die Atmosphäre, die er in die Partei gebracht hat“, sagte Dieckmann gestern in Düsseldorf. Als er sich danach in den Flieger nach Berlin setzte, waren alle wichtigen Entscheidungen dort schon getroffen – ohne den Chef des einst mächtigsten Landesverbands. KAN, TEI