piwik no script img

„Nichtssagende und überholte Zahlen“

■ Hamburgs Krankenhausgesellschaft weist Behauptungen zurück, daß die Hansestadt Deutschlands teuerste Kliniken habe

Hamburg ist eine Metropole, auch wenn es um die Krankenhausversorgung geht. „Das heißt, daß die Stadt für die Versorgung der Region überproportional teure Spitzenmedizin vorhalten muß.“ Das meint zumindest Jürgen Abshoff, Geschäftsführer der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft. Daher sei ein Vergleich der Hamburger Krankenhauskosten mit denen des Bundesdurchschnitts einfach „völlig nichtssagend“.

Diesen Vergleich zog gestern jedoch der NDR. Der Sender berichtete unter Bezug auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes, die Kosten für einen Krankenhausaufenthalt in Hamburg hätten 1996 mit mehr als 8.700 Mark um fast 40 Prozent über dem Bundesdurchschnitt gelegen. Nur in Berlin werde noch mehr Geld für die Kliniken ausgegeben.

Zugleich habe sich auch die Verweildauer im Krankenhaus nicht verringert – 1996 blieben Kranke im Schnitt 13,5 Tage in einer Hamburger Klinik. Im Bundesdurchschnitt verbrachten PatientInnen hingegen nur knapp elf Tage im Krankenhausbett. Gerade dieser Vergleich sei für Hamburgs Krankenhäuser besonders brisant. Denn die überdurchschnittlichen Kosten in der Hansestadt würden stets auch damit begründet, daß während kürzerer Krankenhausaufenthalte in wenigen Tagen mehr Aufwand für Diagnostik und Behandlungen betrieben werden müsse. Deswegen seien die Fallkosten so gestiegen.

Doch auch der einzelne Behandlungstag sei im Stadtstaat um fast 24 Prozent teurer als anderswo. Während in Hamburg für einen Krankenhaustag im Schnitt 681 Mark anfielen, betrugen die Durchschnittskosten bundesweit nur 552 Mark.

Den Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft empören solche Vergleiche. „Alle Fachleute wissen, daß es sich hier um völlig nichtssagende, zum Teil falsche und vor allem völlig überholte Zaheln handelt“, erklärte Abshoff. Diese Zahlen würden nun „als Waffe“ gegen die Krankenhäuser benutzt, „um weitere unverantwortliche Budgetkürzungen zu rechtfertigen“.

Bereits 1996, so Abshoff, habe die durchschnittliche Verweildauer in Hamburgs Kliniken nach Angaben der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales nur noch elf Tage betragen und nicht 13,5, wie der NDR behaupte. Seither sei sie weiter auf 10,6 Tage gesunken. Damit liege sie nun um einen Tag unter dem Bundesdurchschnitt. Abshoffs Resumee: „Die erheblichen Anstrengungen der vergangenen Jahre, die auch einen drastischen Stellenabbau in den Krankenhäusern mit sich brachten, werden hier einfach ignoriert“. flo/lno

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen