■ Auf Du und Du mit dem Sommerloch: Nichts Neues
Das Sommerloch eignet sich hervorragend für Politiker, die sonst nicht oft zu Wort kommen. Die Nachrichtenlage ist schlecht. Die schreibende Zunft stürzt sich besonders gierig auf jede Einladung zur Pressekonferenz, die aus dem Faxgerät ins spärlich gefüllte Körbchen fällt.
Das muß Rolf Herderhorst (CDU) gewußt haben. Die „Verwaltung 2000“ wollte er den Jounalisten gestern vorstellen. Die Bremer Behörden müßten sich mehr als Dienstleistungsunternehmen begreifen, so der Bürgerschaftsabgeordnete – zum Beispiel durch verlängerte Öffnungszeiten. Herderhorst konnte neulich seine Steuern nicht bezahlen, weil im Finanzamt um 13.30 Uhr niemand mehr gearbeitet habe. (Die Forderung ist nicht neu. Aber sie klingt gut, besonders, wenn sie im Sommerloch noch einmal in die Ohren der Wähler geflüstert werden darf.) Die Umsetzung? Neue Techniken, sagt Herderhorst vage. Aber dafür gibt es doch kein Geld. Eben, muß er zugeben. Beamte müßten halt 40 Stunden arbeiten (ganz neue Töne). Lehrer sollen eine Stunde länger unterrichten (hatte Fraktionschef Neumeyer schon vor drei Monaten gefordert). Beamte will Herderhorst mehr motivieren (darüber erhitzen sich die Gemüter seit den 70er Jahren). Management-Methoden in die Verwaltung! (Eine Forderung, die man in jedem neueren Verwaltungshandbuch nachlesen kann). Öffentliche Betriebe müssen privatisiert werden. Welche? „Die Bremer Entsorgungsbetriebe, zum Beispiel.“ (Oh, an die hatte in dieser Stadt noch niemand gedacht.) „Rechtliche Standards“ will Herderhorst abschaffen. Beispiele? „Hab' ich keine. Gucken Sie mal in die Sammlung Bremischer Gesetze“. kes
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