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„Nicht überbehüten“

■ Ulrich Schwarz ist Vorsitzender des Verbandes kleinwüchsiger Menschen

taz: Eine Illustrierte hat berichtet, daß sich Kleinwüchsige operativ bis zu 32 Zentimeter verlängern lassen können.

Schwarz: Das lehnen wir ab. Theoretisch geht da viel – aber was nützt es, wenn die Beine verlängert werden und die Arme immer noch zu kurz sind? Da stimmen die Proportionen nicht mehr, die Leute können sich nicht die Schuhe zubinden. Außerdem sind 32 Zentimeter eine Fantasiezahl, die Praxis sind 12 bis 14 Zentimeter.

Woher kommt Kleinwuchs?

Das hat verschiedene Ursachen, es sind aber auch echte Mutationen. Das verantwortliche Gen wird dann dominant weitergegeben. Im Verein versuchen wir auch klarzustellen, daß die Frauen nicht daran schuld sind. Mütter haben oft Schuldgefühle. Wir wollen sie aus der Ecke rausholen.

Was sagen Sie Ihren Kindern. Sollen die heiraten und wieder Kinder bekommen?

In meinem Alter bin ich zum Glück nicht mehr für meinen Sohn verantwortlich. Er muß selbst entscheiden. Die bundesdeutsche Gesellschaft ist heute trotz der Singerschen Thesen so demokratisch, daß sie Abweichungen von der Norm aushalten kann.

Gibt es besondere Probleme in der Pubertät?

Das liegt an den Eltern. Es gibt welche, die vor allem die Mädchen nicht allein rauslassen, sie überbehüten. Die müssen lernen, ihre Kinder loszulassen. Manchmal reden sie ihren Kindern auch ein, sie würden ganz besondere Probleme kriegen, und die warten dann darauf und haben gar keine.

Ultraschall ermöglicht Früherkennung und Abtreibung.

Das ging schon vor zehn Jahren. Jetzt geht das auch mit Blutuntersuchungen. Manchmal haben wir Anrufe von Leuten, die fragen, wie denn das Leben mit kleinwüchsigen Kindern so ist. Und von denen hören wir dann nichts wieder. Aber wir haben auch Mitglieder, die sich ganz bewußt fürs Kind entschieden haben. Was die einzelne Familie macht, das ist ein ganz weites Feld.

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