■ Daumenkino: Nicht schuldig
Die Mütter schlagen zurück. Wie Walküren werfen sie sich auf die Peiniger iher Blagen. Nachdem Sally Field in John Schlesingers „Eye for an Eye“ genüßlich den Mörder ihrer Tochter lynchen durfte, befördert Demi Moore jetzt den nächsten Kinderkiller ins Jenseits. Wie Psychopathen nun mal so sind, schlendert Alec Baldwin diabolisch lächelnd durch die Gegend, läßt hie und da ein sadistisches Sätzchen fallen. Auf den kleinen Oliver Laird hat er's abgesehen, denn dessen Mutter ist Geschworene in einem Mafia-Prozeß. Den Freispruch gegen das Leben des Sohns. Bis Demi Moore endlich rot sieht und den Bösewicht mit einer Salve großkalibriger Kugeln durchlöchert, trifft so ziemlich alles ein, was ohnehin zu erwarten war. Mama erreicht den Freispruch, der angeklagte Pate fliegt trotzdem in die Luft, und das moralisch zweifelhafte Element, die alleinstehende beste Freundin mit Spaß an Sex und Drogen, wird ermordet.
Zu trashiger Hochform findet „Nicht schuldig“ leider erst beim finalen Strafgericht im guatemaltekischen Tempel. Demi Moore, rächende Muttergöttin auf den Stufen des indianischen Altars, schlachtet die Bestie in einem opernreifen Showdown. Von unten gefilmt ist sie Freiheitsstatue und Schlachtenjungfrau in einem. Fehlt nur noch das „Hojotohoh“ der Wagnerschen Walküren. Katja Nicodemus
„Nicht schuldig“ („The Juror“). Regie: Brian Gibson
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen