Das Portrait
: Nicht ohne ihre Mutter

■ Claudia Süssmuth-Dyckerhoff

Sie hat partout keine Lust, „in den Medienrummel einzusteigen“. Claudia Süssmuth, Tochter der Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, will sich nicht zu den Vorwürfen gegen ihre Muttern äußern. Eine wahrlich kluge Entscheidung der 29jährigen Betriebswirtin, die seit Anfang der 90er Jahre in der Schweiz lebt. Zunächst studierte sie in St. Gallen Betriebswirtschaft und war dort Mitglied des standesbewußten Studentenvereins Dalenades (Festmotto 1995: „All I wanna do is have some fun“).

Bereits 1991 war sie der Anlaß, daß ihre Eltern erstmals ins Visier der Sittenwächter der Nation gerieten. Damals nutzte ihre Familie einen VW-Bus aus dem Bundesfuhrpark für den Umzug des Mobiliars der Tochter nach St. Gallen. Ihr Vater Hans kam ein Jahr später mit einem Bußgeld von 5.000 Mark davon, der Fahrer mußte die undienstliche Fahrt sogar mit 1.000 Mark entgelten – so geriet der Länderwechsel doch nicht so sparsam wie erhofft.

Claudia Süssmuth, schon zu Schulzeiten erfolgreich mit guten Noten und einem Ehrgeiz, der der ihrer Mutter in nichts nachsteht, avancierte in ihrer neuen Heimat schnell zur karrierebewußten Studentin. Im Oktober schließlich verteidigte die Neuschweizerin in St. Gallen ihre Promotion über Lernprozesse in Wirtschaftsunternehmen. Heraus kam am Ende die Bestnote summa cum laude. Ihr Doktorvater, Peter Gómez, lobte die Arbeit sogar als eine der besten Dissertationen, die an der „Kaderschmiede“ (Sonntagszeitung) in St. Gallen in jüngster Zeit verfaßt wurden.

Die Lobpreisung fruchtete beruflich sehr. Die yuppieske Doktorin, nun in den Zürcher Vorort Urdorf und damit näher an das Finanzzentrum der Eidgenossenschaft gezogen, wurde von der Unternehmerberatungsfirma McKinsey angeheuert. Seither arbeitet sie, so berichten Freunde, in der Zürcher Filiale des Unternehmens täglich 18 Stunden – Nahestehende attestieren ihr selbst in größten Streßsituationen Umsicht und die Fähigkeit, nie den Faden zu verlieren.

Privat hat sich Claudia Süssmuth 1993 die günstigste Voraussetzung erworben, um ihrem beruflichen Aufstieg den letzten Schliff zu geben: Damals heiratete sie ganz in Weiß Stefan Dyckerhoff, wie sie Elitestudent, ein Nachkomme des Münchner Bauimperiums Dyckerhoff- Widmann. Mit ihm an ihrer Seite verfügt sie über feinste Kontakte in höchste Schweizer Kreise. Jan Feddersen