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Nicht noch 'ne Kröte

■ Kurz vorm Rücktritt haut der oberste Kleingärtner nochmal auf die Pauke: Die Stadt schuldet 467 Gärten

Johann Dreyer wird bald 75, nächstes Jahr tritt er von seinem Posten als Vorsitzender des Landesverbandes der Gartenfreunde Bremen e.V. zurück. Der streitbare Kleingärtner rief gestern nochmal die Presse zu sich. Ganz nachdenklich begann er: „Vielleicht war das verkehrt, daß wir immer so vernünftig waren und das Wohl der Stadt im Auge hatten. Immer haben wir gesagt: Okay, wenn wir Ersatz bekommen, schlucken wir auch noch diese Kröte.“ Und Kröten haben die KleingärtnerInnen eine Menge geschluckt: Für den Mercedes-Bau gaben sie Gärten auf, für die Wohnungen am Weidedamm, zuletzt 289 für die Flughafenerweiterung. Die KleingärtnerInnen zeigen gern Flagge für Bremen, aber jetzt sei das Ende der Fahnenstange erreicht. Die neue Regierung soll jetzt mal gut zuhören.

„Daß wir gegeben haben, ist deutlich geworden. Das kann aber keine Einbahnstraße bleiben“, gibt Dietmar Klepatz, Geschäftsführer der Gartenfreunde, Dreyer Schützenhilfe. Jetzt sei die Stadt dran: Die habe für 467 Gärten noch immer keine Ersatzflächen bereitgestellt.

Wo in Bremen solche Ersatzflächen ungenutzt herumliegen, das wissen die KleingärtnerInnen genau: zum Beispiel zwischen Schwachhausen und der Uni. Laut Bebauungsplan seien da Kleingärten vorgesehen, doch der Wirtschaftssenator wolle da wohl den Technologiepark erweitern.

Gern hätte man auch das Gebiet Am Hodenberger Deich, da wäre glatt Platz für 80 Kleingärten. Doch dort hat derzeit der Oberneuländer Reit- und Fahrverein einen Vertrag, allerdings nur bis Ende des Jahres. Damit er da weiter bleiben kann, sei der Reit- und Fahrverein nun sogar beim Petitionsausschuß vorstellig geworden, berichtet Johann Dreyer empört. Wo doch der Bremer Osten dermaßen unterversorgt sei, kleingärtnerisch betrachtet. 1.400 Gärten fehlten hier. (Pro 11 Geschoßwohnungen rechnet man einen Kleingarten.) Gerade recht käme den GartenfreundInnen da natürlich auch die Osterholzer Feldmark – doch auch dort hat das Wirtschaftsressort anderes vor.

Daß die Stadt nun auch mal in der Pflicht ist, dafür können die KleingärtnerInnen noch ein weiteres Argument auffahren: „Wo gibt es in Bremen Grünanlagen, die so sauber sind wie die, wo die Kleingärtner sich für zuständig fühlen!“ Denn die 20.000 GartenpächterInnen hegen nicht nur ihre Gärtchen, sondern auch angrenzendes öffentliches Grün, Wege und Fleete. Und: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, daß Kleingartenanlagen auch nachts offen sind und außerdem keine meterhohen Zäune und Hecken haben.“ In Süddeutschland zum Beispiel sei das ganz anders.

Wenn Johann Dreyer schon beim Wünschen ist, dann findet er kein Ende: Wär' es nicht wunderbar, wenn Bremen 2001 die Bundesgartenschau bekäme? Wo doch gerade eben Karlsruhe seine Bewerbung zurückgezogen hat! Aber da müßte man sich noch im Juli bewerben, meint Dreyer. Er könnte sich das ganz wunderbar vorstellen unter dem Motto: „Bremen am Wasser“. Ein einziger gepflegter Garten von der Kaisenbrücke bis nach Habenhausen...

Selbst wenn er nächstes Jahr seinen Vorsitzenden-Posten verläßt, „die werden mich so schnell nicht los“: Dreyer hat sich „vorsorglich“ in seinem Verein Wolfskuhle zum Delegierten wählen lassen. cis

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