Nicht besser als normales Benzin: Agrosprit schädigt die Umwelt
Der Bund für Umwelt und Naturschutz fordert die schwarz-gelbe Regierung auf, ihre Biosprit-Strategie aufzugeben. Agrosprit sei aus Umweltsicht nicht besser als Benzin.
BERLIN taz | Der Biosprit E 10, der an immer mehr Tankstellen angeboten wird, ist weder biologisch noch trägt er zum Klimaschutz bei. Das jedenfalls findet der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). "E 10 ist eine Mogelpackung", sagte der Chef des Umweltverbandes, Hubert Weiger, am Donnerstag.
"Die Ausweitung der Ethanolproduktion aus Weizen, Zuckerrüben oder Mais und die damit ausgelöste Nutzung zusätzlicher Anbauflächen für Getreide und andere Pflanzen zur Ernährung kann im Vergleich zum herkömmlichen Kraftstoff insgesamt sogar höhere Kohlendioxid-Emissionen verursachen." Agrosprit sei aus Umweltsicht nicht besser als Benzin.
Seit Januar gilt eine erhöhte Beimischungsquote von Agrotreibstoffen in bestimmte Kraftstoffe. So soll die Sorte Super E 10, die einen Anteil von bis zu 10 Prozent Bioethanol enthält, sukzessive am Markt eingeführt werden. Dies stößt auch bei Autofahrern auf Kritik, da dieser Treibstoff oft teurer verkauft wird als herkömmliches Benzin und da ihn nicht alle Motoren vertragen. Agroethanol wird - anders als Agrodiesel, der aus der Ölpflanze Raps hergestellt wird - aus überwiegend kohlenhydrathaltigen Pflanzen wie Weizen, Zuckerrüben, Mais oder Zuckerrohr gewonnen.
Flächenumwandlung auch in Deutschland zu spüren
Je mehr Agroalkohol in die Tanks gefüllt wird, umso stärker wird der ökonomische Anreiz für Bauern, diesen zu produzieren – auf mehr Flächen, mit mehr Dünger. Die Flächenumwandlung sei auch in Deutschland schon zu spüren, so Weiger.
So seien im vergangenen Jahr 2 Prozent der Wiesen und Weiden in Deutschland in Ackerflächen umgebrochen worden. Dies führe zu einem Verlust biologischer Vielfalt und schädige das Klima, da der Humus unter den Wiesen viel Kohlendioxid binde.
Urwald zerstört
Problematisch ist laut Weiger die E-10-Strategie, weil dadurch mehr Agrotreibstoffe importiert werden. Das vergrößere das Problem indirekter Landnutzung, das bei der Zertifizierung nicht berücksichtigt werde. Heißt: Will ein Exporteur, etwa aus Brasilien, Agrotreibstoff in die EU ausführen, muss er sich die Einhaltung bestimmter Umweltstandards zertifizieren lassen.
Wenn aber zertifizierbare Flächen mit Exportpflanzen belegt werden, wächst der Druck auf die einheimischen Bauern, bisher nicht genutzte Flächen für die Nahrungsmittelproduktion zu nutzen - und beispielsweise Urwald zu roden. Der BUND fordert deshalb, den Benzinverbrauch durch effizientere Fahrzeuge zu senken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers