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■ Nicaragua: Angriff auf sandinistische DemonstrantenAuf dem Weg ins Gestern

Sechs Jahre ist es her, daß mit der Wahlniederlage der Sandinistischen Befreiungsfront auch der US-finanzierte Krieg gegen Nicaragua zu Ende ging. Seither ist die Gewalt von den Kriegsfronten im Norden in den Alltag im ganzen Land übergegangen.

Daß die Auftaktveranstaltung des sandinistischen Wahlkampfes für die Wahlen am 20. Oktober zum Blutbad geriet, kann kaum überraschen. Die Alternative Daniel Ortega versus Arnoldo Alemán, Sandinistenchef gegen Sandinistenfresser, läßt Schlimmes ahnen. Daniel Ortega kandidiert für eine Partei, die sich, trotz aller zur Schau getragenen Demokratisierungsbemühungen, bis heute nicht von den hierarchischen Strukturen einer bewaffneten Bewegung gelöst hat. Und Arnoldo Alemán hat in seiner Amtszeit als Bürgermeister von Managua klargemacht, daß er auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, um den „sandinistischen Mob“ zu bekämpfen.

Die SandinistInnen haben es geschafft, zu diesem Auftakt fast so viele Menschen zu mobilisieren wie in alten Zeiten. Der Großteil der NicaraguanerInnen hat nichts zu verlieren – das Land ist verelendet, die Arbeitslosigkeit liegt bei rund 60 Prozent, die Verschuldung frißt die Devisen auf, und die zurückgekehrten Miami-Nicaraguaner haben fast nichts investiert. So ist das Land reif für einen politischen Wechsel. Den aber symbolisieren beide Kandidaten. Arnoldo Alemán, der als Altsomozist gilt, hat in seiner Bürgermeisterzeit den Volkstribun gespielt, der jede Erinnerung an die sandinistische Ära auslöschen wollte – ganz im Gegensatz zu den regierenden neoliberalen Technokraten, die auf friedlichen Übergang setzten und sogar mit den SandinistInnen paktierten. So verkörpert Alemán eine Linie, die in der nachsandinistischen Zeit nicht zum Zuge kam.

Daniel Ortega hingegen will der FSLN ein neues Image geben. Die Erfahrung von Krieg und Lebensmittelrationierung taugt nicht zum Wahlkampf. So verspricht Ortega, alles anders zu machen als damals. Nicaragua braucht neue politische Ideen. Ob die SandinistInnen sie haben, ist fraglich. Sicher ist, daß Angriffe wie die antisandinistische Attacke vom letzten Freitag geradewegs ins Rückwärts führen. Bernd Pickert

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