: Nibelungenuntreue
Unsere Germanistik hat sich darauf geeinigt, Hagen ist der Schuft. Wolfgang Hagen promovierte 68 über „Schiller und die Sozialdemokratie“, arbeitete mit dem Merve-Verlag zusammen und moderierte dann den SF- Beat. Im Sonnemann-Kreis gefiel er als Radio-Theoretiker. Schließlich landete er bei Radio Bremen, wo er seine Karriere derart forcierte, daß er dort nur noch als „der Mörder“ bezeichnet wird: ein übler Verräter. Ganz anders und doch genauso: Wolfgang vom Hagen, Direktionspräsident der 68er-Mövenpick-Kette – gerade mit einer „bis dato beispiellosen“ öffentlichen Anklage demontiert. Er hatte dem angeschlagenen Konzern eine gründliche Reorganisation, „Demokratisierung von unten“ verpassen wollen. Seinem Papier „Alles für den Gast“ attestierte die entsetzte Generalversammlung jedoch, es entspringe dem Geist Herbert Marcuses und führe das Unternehmen in den sicheren Abgrund.
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