Newt Gingrich will US-Präsident werden: Eine Stimme aus dem Gestern
Einst kürte ihn das Time Magazin zum Mann des Jahres. Danach verschwand der Republikaner für viele Jahre von der politischen Bühne.
WASHINGTON taz | Newt is back. Über zwölf Jahre lang war Newt Gingrich von der politischen Bildfläche verschwunden – jetzt hat er erklärt, 2012 für die Republikaner für die Präsidentschaft kandidieren zu wollen.
Sein Name ist den meisten US-Amerikanern noch präsent. Mit dem ehemaligen Präsidenten des US-Repräsentantenhauses verbinden sie vor allem zwei Dinge: den Aufstieg der Republikaner in den 90er Jahren. Und Bill Clintons Affäre mit Praktikantin Monika Lewinsky.
Für Gingrich markieren diese Ereignisse Aufstieg und Fall: Der aus dem ländlichen Pennsylvania stammende Newt Leroy Gingrich legte zunächst in den 70er Jahren eine politische Bilderbuchkarriere hin. 1989 wurde er Sprecher der Konservativen im Parlament.
Dem radikalen Sparpolitiker gelang es, seiner Partei dort 1994 zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten die Mehrheit zu bescheren. Gingrich wurde als Parlamentspräsident der zweitmächtigste Mann der USA. Das Time Magazin kürte ihn 1995 zum Mann des Jahres. Und Präsident Clinton kürte ihn wohl zum nervigsten Widersacher seiner Amtszeit.
Gingrich lieferte sich mit ihm Haushaltsschlachten, die der Regierung zeitweilig sogar den finanziellen Stillstand brachten. Am Ende legte Clinton zwar einen ausgeglichenen Haushalt vor. Gingrich aber ließ sich als starker Mann feiern.
So führte er sich dann auch in der Lewinsky-Affäre auf. Der Grauhaarige mit dem moralinsauren Gesicht und der Kermit-Stimme war Clintons größter Gegenspieler. Er führte die Anhörung für die Republikaner, die Clinton beschuldigten, über die Sexaffäre unter Eid gelogen zu haben.
Doch in Gingrichs Welt gab es eine Schieflage: Er selbst hatte seine krebskranke Frau für eine andere verlassen. Die wiederum ließ er kurz darauf für eine junge Wahlkampfhelferin sitzen. Die Wähler straften den bigotten Moralapostel mit Hang zu jüngeren Frauen ab.
Er verschwand in der politischen Versenkung. Immer wieder hat Gingrich versucht, ins Gespräch zu kommen: Als mittelmäßiger Autor, Aktivist und TV-Kommentator. Für den Politologen Ross Baker von der Rutgers Universität bleibt Gingrich vor allem eins: "Eine nostalgische Figur der Republikaner."
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