New Yorks Gouverneur: Cuomo tritt zurück
Lange wehrte sich New Yorks Gouverneur, jetzt tritt er doch zurück: Der Demokrat Andrew Cuomo gibt nach Vorwürfen sexueller Belästigung dem Druck nach.
Cuomo, der seit 2011 Gouverneur war, blieb auch bei seiner Rücktrittserklärung am Dienstag bei seiner Sicht der Dinge, er habe nicht absichtlich Frauen misshandelt. Den Druck auf ihn, zurückzutreten – auch Präsident Joe Biden hatte sich dem angeschlossen – bezeichnete er als politisch motiviert. Aber in diesem „zu heißen“ politischen Klima zu kämpfen würde den Staat New York auf Monate in Turbulenzen bringen.
„Das Beste, was ich jetzt beitragen kann, ist, wenn ich zur Seite trete und die Regierung wieder zum Regieren zurückkehren lasse“, sagte Cuomo. Er kam mit seinem Rücktritt vermutlich einem Amtsenthebungsverfahren zuvor, dessen Einleitung sich im Parlament des Staates New York abzeichnete.
Als erste Frau in der Geschichte des Staates New York übernimmt in zwei Wochen seine bisherige Stellvertreterin Kathy Hochul das Gouverneursamt. „Ich stimme Gouverneur Cuomos Rücktrittsentscheidung zu“, twitterte die 62-Jährige. „Es ist die richtige Entscheidung und im besten Interesse der New Yorker.“
Dem vor einer Woche vorgelegten offiziellen Untersuchungsbericht zufolge hat er mindestens elf Frauen sexuell belästigt. Eine ehemalige Assistentin hatte am Montag dann noch in einem Fernsehinterview Übergriffe des Gouverneurs geschildert. Cuomo habe sie zwei Mal angefasst, einmal am Po und einmal an der Brust, sagte Brittany Commisso Fernsehsender CBS. Zunächst habe sie über die Vorfälle nicht sprechen wollen, weil sie befürchtet habe, die Handlanger des Gouverneurs würden sonst ihren Ruf zerstören.
Ihre Vorwürfe finden sich in dem Untersuchungsbericht, der in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Commisso reichte auch eine Klage gegen den Gouverneur ein.
„Feindseliges Arbeitsumfeld“
Cuomo stand schon vor dem Interview in seinem Kampf ums politische Überleben stark unter Druck. Am Sonntag verkündete seine enge Mitarbeiterin Melissa DeRosa ihren Rücktritt. Für ihre Entscheidung gab Cuomos bisherige Top-Strategin zwar keinen konkreten Grund an. Doch seien die vergangenen zwei Jahre für sie persönlich emotional und mental schwierig gewesen, hieß es in ihrer Stellungnahme.
Der am vergangenen Dienstag veröffentlichte Untersuchungsbericht kam zu dem Ergebnis, dass in Cuomos Regierung ein „feindseliges Arbeitsumfeld voller Furcht und Einschüchterung“ herrsche, sagte Generalstaatsanwältin Letitia James. Seit dessen Veröffentlichung hatten etliche Demokraten, darunter Biden, Cuomo zum Rücktritt aufgefordert. Im Unterhaus des Staatsparlaments sprachen sich zwei Drittel der Abgeordneten für ein Amtsenthebungsverfahren aus.
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