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Archiv-Artikel

New Orleans bald auch in Borken?

betr.: „Die Stromkonzerne können nicht für jeden Stromausfall haften. Fantasien einer Vollkasko-Gesellschaft“, Kommentar von Bernward Janzing, taz vom 30. 11. 05

Zentrale Versorgung durch Monopole ist niemals „versorgungssicher“. Im Krieg hatte Strom, wer eine kleine Wasserturbine hatte. Krankenhäuser müssen redundant versorgt werden, das heißt zwei Einspeisungen oder einen Notstromdiesel haben, der dann oft nicht anspringt. Borken und Umgebung haben schon in früheren Jahren Wintereinbrüche gehabt. Das Vereisungsproblem ist bekannt. Man frage nur die Bergbewohner oder Küstenanrainer, wie man Masten und Leitungen ausreichend dimensioniert. Als Antennenbauer habe ich immer mit Eislast gerechnet! Dieser Artikel ist unverschämt. Volksbeschimpfung ist der falsche Weg! LEHMANN, STOCKACH

Sicherlich hat der Stromausfall im Münsterland etwas mit den bis zu 60 cm Neuschnee zu tun. Aber man kommt nicht umhin zu denken, dass das Abknicken von Strommasten auch etwas mit den 50 Prozent Investitionskürzungen zu tun haben könnte, die die privatisierten Strommultis zwischen 1995 und 2005 durchgeführt haben. Dadurch stiegen zwar die Profite dieser Unternehmen, aber auch die Anfälligkeit der Versorgungssysteme.

Es ist in betriebswirtschaftlicher Rechnung bekannt, dass sich solche Investitionen nicht immer lohnen. Lohnend ist manchmal das Einstreichen von Profiten zugunsten des allseits geliebten Shareholder-Value. Das ist dann in einem privatwirtschaftlichen System wichtiger als die Mutter mit zwei Kindern, die in einer Münsteraner Sporthalle warme Suppe vom THW bekommt. Wohin diese, unter Helmut Kohl eingeleitete, Privatisierung deutscher Infrastruktur letztendlich führt, konnte man sich kürzlich in New Orleans anschauen. THOMAS KLIKAUER, Sydney, Australien

Es war kein allgemeines Lebensrisiko, dass das halbe Münsterland ohne Strom ist. Warum ist die Stromversorgung in den nur 50 Kilometer entfernten Niederlanden unter den gleichen Wetterbedingungen nicht zusammengebrochen? Stromkonzerne haben ein Gebietsmonopol im Netz und verdienen sehr gut. Für die Schäden darf aber wieder der private Bürger, die private Bürgerin zahlen. Das ist keine Vollkaskomentalität, sondern purer Kapitalismus.

Was haben die Stromkonzerne bei der amerikanischen Schneekatastrophe nicht alles getönt, besonders dass wahre Sicherheit ihren Preis hat. Wir BürgerInnen zahlen einen hohen Strompreis für die Monopolgesellschaften und erhalten nicht die versprochene Sicherheit. Es geht hier um eine Leistungseinforderung, für die gezahlt wurde, und nicht um eine Vollkaskomentalität.

ROLAND SCHÜLER, Köln