■ Neuseeland: Neuer Weltrekord im Schafscheren: 810 nackte Lämmer
Moeraki (taz) – Monatelang hatte er sich intensiv vorbereitet, tonnenweise Gewichte fünfmal wöchentlich in einem Fitneßstudio gestemmt und unzählige Lämmer im Akkord probegeschoren. Die Mühe zahlte sich schließlich aus: David Fagan, 31 Jahre und Schafscherer von Beruf, ist nunmehr der schnellste und beste seiner Zunft. In neun Stunden schaffte er es im neuseeländischen Riversdale (Southland), angefeuert von einigen hundert Fans, 810 Lämmer kahlzuscheren. Weltrekord!
Besonderer Ansporn war für Fagan, der Anfang letzten Jahres als erster Mensch überhaupt zum zweitenmal in Serie die Weltmeisterschaften im Schafscheren gewonnen hatte, die betrübliche Tatsache, daß ihm ausgerechnet sein bester Freund, Alan Macdonald, kürzlich mit 805 Nacktlämmern den Weltrekord weggeschnappt hatte. Zunächst lief es gar nicht gut. Beim Start morgens um 5 Uhr hatte Fagan noch losgelegt, daß die Zuschauer glaubten, die Schafe verlören die Wolle vor Ehrfurcht von alleine, doch zur Mittagszeit war er, schon völlig durchgeschwitzt, einige Schafe im Rückstand, brauchte bisweilen über 40 Sekunden für ein Tier und beklagte sich beim dreiköpfigen Schiedsgericht, die Wettkampftiere trügen regelwidrig zuviel Vorpullover am Leib. Am Ende bekam Fagan gar Krämpfe, aber er hielt durch. „Die mentalen Strapazen“ während der neunstündigen Scherereien seien „einfach unbeschreiblich“ gewesen, bekannte er, es sei „der längste Tag in meinem Leben“ gewesen. Das Erfolgsrezept? Ganz einfach: „Wenn du die Schafe so wegmachst, eines ruckzuck nach dem anderen, bleibt einfach keine Zeit mehr zu denken.“
Ob sich Fagan aus der dreiviertel Tonne Tagwerk nun Pulswärmer oder Socken stricken will, ist nicht überliefert. Der neue Weltrekordler ging erst mal auf unbestimmte Zeit zu Bett. Bernd Müllender
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