Neuformierung des Hamburger SV: Team wächst, Belegschaft schwindet
Die gute Nachricht: Eljero Elia kommt zum HSV. Die schlechte: Trainer Labbadia vermisst den geschassten Sportchef Beiersdorfer – und nun tritt auch noch der Scouting-Chef zurück.
HAMBURG taz | Als der Hamburger SV vor der vorigen Saison den neuen Trainer Martin Jol in einem Luxushotel präsentierte, da glitzerte und funkelte es. Aufbruchstimmung, Optimismus - der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann saß auf dem Podium, der sportliche Leiter Dietmar Beiersdorfer auch. Am Freitag beim Trainingsauftakt saß Bruno Labbadia nur mit Pressesprecher Jörn Wolf da. Beiersdorfer und Hoffmann waren nicht da. "Ich hätte gerne, dass er hier sitzt", sagte Labbadia - über Beiersdorfer.
Ein Großteil der Aussagen Labbadias galten dem im Unfrieden geschiedenen Beiersdorfer: "Ich bedauere, dass er aufgehört hat, dass es so endete." Labbadia findet das "sehr, sehr schade". Über die Zusammenarbeit mit Beiersdorfer sagte er: "Kurzfristig war sie sensationell gut und auf Dauer wäre sie phantastisch gewesen." Labbadia hat Kontakt zu Beiersdorfer, "den ich auch beibehalten werde, denn ich schätze ihn als Mensch". Labbadia spricht von der "Übereinstimmung" zwischen ihnen, sieht ein "Vakuum, das er hinterlassen hat, und das wir mit Leben erfüllen müssen". Er lobt Beiersdorfers "klares Konzept".
Daran hat er sich bei den Neuverpflichtungen gehalten, um die er sich nun selbst kümmern muss. "Das eine oder andere ist uns gelungen", so Labbadia. Etwa die Verpflichtung des ablösefreien Zé Roberto (Porträt rechts), die von Robert Tesche, 22, Offensivkraft von Arminia Bielefeld, und die von Stürmer Eljero Elia, 22, Twente Enschede, der neun Millionen Euro Ablöse kostet und einen Vertrag bis 2014 bekam.
Labbadia machte deutlich, dass er die Arbeit als Sportchef und Trainer in Personalunion als Notlösung sieht: "Nach dem Abgang von Didi habe ich seinen Teil mitübernommen, ich habe heute mit Herrn Hoffmann darüber gesprochen." Er mache dies, "so lange es sein muss". Im Hintergrund arbeite "Didi weiter für den HSV", indem er Spielern, die ob seines Abgangs beunruhigt sind, "zum Wechsel zum HSV" rate, so Labbadia. Und: "Wir sprechen uns ab, was neue Spieler anbelangt, damit die uns nicht gegeneinander ausspielen."
Während Labbadia eine Mannschaft baut, bricht dem HSV an anderer Stelle eine Mauer nach der anderen weg. Nach Jugendkoordinator Jens Todt geht Scouting-Abteilungsleiter Bernd Legien, 40, seit Juli 2002 im Amt. In der Liga gilt die Scouting-Abteilung als vorbildhaft, Hoffmann bezeichnete sie als "Geldvernichtungsmaschine".
Ein schwieriger Start für Labbadia, der mit der Trainingsplanung seines Vorgängers Jol nicht einverstanden ist: "Wenn ich es mir hätte aussuchen können, hätten wir eine Woche früher angefangen." Joris Mathijsen und die drei U 21-Europameister Jérôme Boateng, Dennis Aogo und Änis Ben-Hatira, mit dem Labbadia ein längeres Gespräch geführt hat, steigen am 16. Juli ein. Zé Roberto fliegt direkt aus Brasilien ins Trainingslager nach Österreich. "Alles nicht optimal", seufzt Labbadia.
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