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Neues von der EC-Karten-KriseIllegal auf dem Bord-WC

Vertrauen ist die Grundlage der Geldwirtschaft. Warum sonst verlassen wir uns auf die EC-Karte? Was passieren kann, wenn die nicht mehr geht – und warum Tesa hilft.

Macht schlappes Plastikgeld wieder fit: Klebestreifen. Bild: photocase

"Vertrauen ist der Anfang von allem", wusste die Deutsche Bank schon in den 90er-Jahren, als sie um das Geld ihrer Kunden warb. Knapp 20 Jahre wissen wir um die tiefe Wahrheit dieses Slogans. Nicht nur weil die Finanzkrise gezeigt hat, dass scheinbare Reichtümer doch nur wertlose Zahlenkolonnen auf der Depotübersicht sein können, die sich in kürzester Zeit in nichts auflösen. Und dass auch eine Banknote nichts ist als ein bedrucktes Stück Papier, das nur deswegen in reale Dinge eintauschbar ist, weil alle daran glauben, dass es seinen Wert behält. Vertrauen ist also nicht nur der Anfang von allem, sondern die tägliche Grundlage unserer Geldwirtschaft.

Das geht sogar so weit, dass wir das bedruckte Papier zu Hause lassen und nur mit einer Plastikkarte einkaufen oder in den Urlaub fahren - im festen Vertrauen darauf, dass wir weltweit mit einer Kombination aus irgendwelchen eingespeicherten Daten, PINs und Computersystemen unsere existenziellen materiellen Bedürfnisse decken können. Meistens geht das ja auch gut, jetzt ist es aber schiefgelaufen. Und zwar gleich rund 30 Millionen Mal. So viele EC- und Kreditkarten haben nämlich mit Beginn des neuen Jahres ihren Dienst versagt.

Und auch hier zeigt sich: Verletztes Vertrauen kann existenzielle Krisensituationen erzeugen. Vor allem, wenn man fernab der vertrauten heimatlichen Welt ist. Darüber berichten taz-Leser derzeit unserer Onlineredaktion. Zum Beispiel Christine: "Brüssel, -5 Grad, Tag 2: immer noch kein Geld am Automaten (…) Hunger. Im Schrank alte Nudeln, sonst nichts. Ach ja, die guten alten Studentenzeiten. Aber genau! Naturalgeld resp. Gütertausch! Av. de Louise, 2. Ecke. Brüssel, -7 Grad, falls jemand vorbeikommt". Erst die Krise, dann die Verherrlichung derselben (Studentenzeiten) und abschließend der Versuch, zur vormonetären Epoche zurückzukehren. Kaum zu glauben, dass das langfristig Erfolg hat.

Radikaler war Uwe Stahl. Der Vertrauensverlust trieb ihn zwar nicht in den Untergrund, aber immerhin für zwei Stunden auf die Bordtoilette eines ICEs. So entzog er sich dem Zugriff des ordnungsmächtigen Zugschaffners und kam umsonst auf die Fähre. Dort bewahrte ihn ein freundlicher Autofahrer, der ihn mit ins Ruhrgebiet nahm, vor einem weiteren Abrutschen in die Illegalität.

Ist das die Lösung? Einander helfen und vertrauen, wenn das Vertrauen ins System nix mehr nützt? Auch Ulrich Willeke machte eine solche Erfahrung. In Norwegen war plötzlich seine Maestro-Karte so gut wie wertlos. "Gut, ich könnte sie zum Kokszusammenschieben nutzen oder zum Türenöffnen. Leider bin ich weder drogensüchtig - noch plane ich Einbrüche." Wieder wird die Flucht in die Illegalität - zumindest spielerisch - geprobt. Und wieder schützt davor die Hilfbereitschaft der Mitmenschen: "Geld von der Verwandtschaft geliehen - ansonsten wäre ich lost in Norway gewesen.

Aus der Vertrauenskrise kommt also nur der heraus, der (finanzielle) Schwächen zugibt, um Hilfe bittet und so weiterhin vertraut. Aber nicht mehr der Technik, sondern seinen Mitmenschen.

Das ist Ihnen zu viel Kitsch und Zuckerguss? Sorry, um etwas klebrige Lösungen werden auch Sie nicht herumkommen, selbst wenn Sie auf die Low-Tech-Lösung setzen - den Tesa-Streifen. Denn wenn man den über den fehlerhaften Chip klebt, holt sich das Lesegerät die notwendigen Daten wie früher aus dem Magnetstreifen der Karte. Banken und Sparkassen warnen zwar davor, drohen mit unklarer Haftung und verklebten Automaten. Aber wer mag ihnen noch vertrauen?

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6 Kommentare

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  • JE
    JOtt Es

    ergänzung zu jens: In Norwegen geht so wenig mit Bargeld das auch das "geliehene geld nicht unbedingt weiterhilft.

    Meine persönliche Schocksekunde war wärend des Versuchs den Bahnsteig in Richtung Flugterminal in Oslo zu verlassen - ohne Kreditkarte- unmöglich!

  • W
    wolf1366

    Für das Karten-Disaster bekommen die zuständigen Banker bestimmt Extraboni, selbstverständlich von Steuergeldern!

  • J
    Jakob

    @jens: MAESTRO geht durchaus auch in Norwegen. Oslo bietet 191 ATMs die MAESTRO akzeptiern. Für die anderen Städte darfst du es gerne selbst checken. Meine Erfahrung mit Geldabheben im Ausland mit Maestro ist durchweg positiv. Immer weniger bezahlt, als die Gebühren die mir meine VISA oder Mastercard berechnet hätte + einen sehr fairen Kurs gezahlt (ca. 30 Basispunkte).

  • MK
    Max Kirks

    "Das einzige was hier wirklich hilft sind Kreditkarten und mit denen gabs ja nie Probleme."

    Bitte was ist das denn für ein Quatsch????

    Ich bin grad für ein Jahr in afrika und pünktlich zum Jahreswechsel funktioniert weder meine eigentlich noch meine ersatz kreditkarte mehr und ich sitzte hier seit nunmehr 8 tagen ohne geld! zum glück habe ich mitbewohner die mir hier finanziell unter die arme greifen und mir, da sie funktionierende ec-karten dabei haben, ersteinmal geld leihen können!

  • J
    jens

    Schreibt keinen Quatsch. Eine MAESTRO Karte ist in Norwegen so gut wie immer vollständig wertlos - EC Karten und ihre Ableger werden in Skandinavien so gut wie nie akzeptiert. Das einzige was hier wirklich hilft sind Kreditkarten und mit denen gabs ja nie Probleme. Wenn ausländische Karten partout nicht wollen packen sie in Norwegen das Durchdruckgerät aus (ihr erinnert Euch: Karte wird in ein Gerät gelegt, wo mit Kohlepapier ein Durchdruck erstellt wird... funktioniert ganz ohne Compuster...).

  • G
    g.wissen

    der tesatrick ist klasse, der verhindert auch zuverlässig das geplante umprogrammieren der chips und die automaten fallen aus wenn das zeug abgeht.

     

    schadensmaximierung für die banken -> gut!