Neues vom Hafengeschäft: Container-Ehe Bremen-Hamburg startet eher
■ BLG-Partner Eurokai steht an der Elbe unter Druck – Fusion wird vorgezogen
Früher als zunächst geplant werden sich aller Voraussicht nach die Containertochter der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG) und die private Hamburger Umschlagsfirma Eurokai vereinigen. BLG-Sprecher Hans-Joachim Weil bestätigte entsprechende Überlegungen beider Partner. Ein genaues Datum für die Fusion wollte er aber nicht nennen. Ursprünglich sollten eine gemeinsame Gesellschaft mit Sitz in Bremerhaven und zwei Betriebsstätten in Bremerhaven und Hamburg zum 1.1.2000 an den Start gehen.
Schon ab Januar 1999 wollen BLG und Eurokai unter dem Etikett „Gate“ (German Alllied Terminal Europe) zusammenarbeiten, um Reedern je nach Wunsch aus einer Hand den schnellen Containerterminal am offenen Meer in Bremerhaven oder den im Industriezentrum Hamburg gelegenen Eurokai-Pier anbieten zu können.
Die in diesem Jahr vereinbarte Ehe, mit der die jahrhundertealte Rivalität der Häfen an Elbe und Weser erstmals einer Partnerschaft weicht, wird offensichtlich dadurch beschleunigt, daß Eurokai in Hamburg unter starkem Druck steht. Wie es heißt, ist die städtische Umschlagsgesellschaft HHLA dabei, mit Dumping-Preisen unter Selbstkostenpreis Eurokai Container abzujagen. 150.000 Kisten sollen schon von Eurokai an die HHLA-Piers gelotst worden sein. Bei der BLG will man aber trotz der verschlechterten Position des Hamburger Partners an den gemeinsamen Plänen festhalten.
Wie in Hafenkreisen erzählt wird, ist die Preisattacke auf Eurokai eine Aktion des HHLA-Chefs Peter Dietrich, die von den rot-grünen Politikern im Aufsichtsrat nicht unbedingt mitgetragen wird, zumal damit die eigenen Preise beschädigt werden. Dietrichs Kalkül könnte jedoch sein, die HHLA, die bisher noch stets knapp schwarze Zahlen geschrieben hat, ins Minus rutschen zu lassen. Dann hätte der Chef ein Druckmittel, um gegen Betriebsräte, Gewerkschaften und Politik eine Strukturreform der Staatsfirma durchzusetzen. Vorbild könnte hier die neue BLG sein. Die träge Staatsgesellschaft war mit einer Radikalkur in eigenständige Untergesellschaften zerlegt worden, unrentable Geschäfte gab die BLG auf. Manche der BLG-Töcher sind seitdem begehrte Partner im Hafengeschäft. jof
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen