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Neues vom Fotopapier

■ „Roundtable“ zur Situation der Fotografie in Hamburg

Sieben Fotoarbeiten von Thomas Ruff, ein Leuchtkasten von Jeff Wall und Großfotos der Becherschüler werden einige der Akzente in der neuen Galerie der Gegenwart setzen. Angekauft wurde von der Hamburger Kunsthalle auch die „Ballade von der sexuellen Abhängigkeit“, da die Nationalgalerie Berlin die siebenhundert Dias der Serie von Nan Goldin zu „pornographisch“ fand. So setzt die Kunsthalle die Tradition ihres Gründungsdirektors Lichtwark fort, der vor mehr als hundert Jahren das Haus für Kunstfotografie öffnete.

„Ist Hamburg eine Plattform für Photographie?“ war am Mittwoch abend in der Deichtorhalle das Thema eines „Roundtable-Gesprächs“, bei dem Kunsthallen-Direktor Uwe M. Schneede obige Beispiele gab. Auch Wilhelm Hornbostel, der im Museum für Kunst und Gewerbe immerhin 40.000 Aufnahmen verwaltet, sammelt weiter und pflegt laufende Ausstellungen im „Forum Fotografie“. Und auch das Altonaer Museum hat, ursprünglich als Dokumentationen gedachte, Daguerreotypien und frühe Fotografien sowie anderthalb Millionen Bildpostkarten.

„Eine Fotoausstellung ist eine relativ einfach zu realisierende Ausstellung“, benannte der Alto-naer Direktor Gerhard Kaufmann die gängige Praxis – „und das ist ja wohl gerade der Vorwurf“ lautete die Replik F. C. Gundlachs, der größere Sorgfalt im Umgang mit dem Foto-Original anmahnte. Der Vorsitzende des „Arbeitskreis Photographie Hamburg“ hatte nicht zur Bestandsaufnahme geladen, ihm ging es um die zukünftige Vermittlung des Mediums in Hamburg.

Obwohl die Kunsttheorie seit den Siebzigern den Werkbegriff breit erweitert hat, das Publikum hofiert begeistert das Original. Die Aura der historischen und künstlerischen Einzigartigkeit bringt Besucherzahlen – auch bei Fotografie.

Auch für Hamburg analog zum Museum of Modern Art in New York ein ständiges Fotomuseum zu fordern, scheint unrealistisch, eher gilt es, durchaus vorhandene Energien zu bündeln. Schon diesen Frühsommer waren, ohne daß es jemand ausdrücklich bemerkt hat, fünf Ausstellungen zur Fotografie zugleich in dieser gerne so genannten Medienstadt zu sehen.

Am Ende der etwas unentschiedenen Veranstaltung wurde der Plan zu einer erstmalig 1999 abzuhaltenden „Triennale der Photographie“ allseitig für gut befunden, das Podium aufgelöst... doch fast alle angesprochenen Fragen blieben offen. Hajo Schiff

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